Rätselhafte Mission in Spanien

Jim Jarmuschs Mantra-Trip „TheLimits of Control“
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Jim Jarmuschs Mantra-Trip „TheLimits of Control“

6Nach einer Stunde ist immer noch nichts passiert – und man ahnt: Den Krimi, der sich anfangs an einem Flughafen ankündigte, gibt es gar nicht. Zwar hat ein schwarzer, undurchschaubarer, schweigender Vollstreckertyp (Isaach De Bankolé) von Sonnenbrillen-Trägern irgendeinen kriminellen Auftrag mit Schlüsselübergabe und Code-Ziffern bekommen, der ihn auf eine Odyssee durch Spanien schickt. Aber bis auf Tai-Chi-Übungen, Treffen mit Mittelsmännern- und -Frauen, die ihn weiterschicken, einem ewig drohend ihn verfolgenden Hubschrauber bewegt sich nichts.

Und es ist klar: Jim Jarmuschs „The Limits of Control“ (siehe Interview in Kino-Stadt, Seite 2) will nichts erzählen, sondern nimmt den Zuschauer auf einen Rätseltrip mit, in den vieles zu Dechiffrierendes eingebaut ist. Die exaltierte, schrille Blonde (Tilda Swinton) monologisiert am Café-Tisch über das Verhältnis von Traum und Film anhand Sternbergs „Lady from Shanghai“ mit Marlene Dietrich. Bilder einer Ausstellung in Madrid – wie Picassos Violinen-Bild – kündigen die nächste Anweisung an. Ein Schubert-Streichquartett bringt abendländische Tiefe und Flamenco in Sevilla klagt melancholisch-fatalistisch über vergebliche Liebesmühen.

Ein langatmiger Trip, der ratlos macht

Aber all die bedeutungsschwanger aufgeladenen Begegnungen ergeben keinen Sinn. So wohnt der Zuschauer nur einem langatmigen buddhistisch-abendländischen Mantra-Abarbeitungs-Trip bei, der eher ratlos macht.

Der Film wirkt so, als ob man einem David Lynch die Schärfe und dem sterilen Superstilisierer Wong Kar-Wai die konsequente Schönheit genommen hätte. Ob wenigstens die berühmten Gastspieler (wie Bill Murray, John Hurt, Gael García Bernal) das dennoch bildschöne Nirvana-Spiel von Jim Jarmusch durchschauten?

Adrian Prechtel

Kino: City, Atlantis in OmU, Cinema in OV, R & B: Jim Jarmusch K: Christopher Doyle (USA, 118 Min.)

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