Raab macht ernst
Der Musik-Abend plätscherte nett dahin, etwas mehr Entertainment und weniger Fachsimpelei hätte ihm gut getan. ProSieben-Mann Raab scheint die „nationale Aufgabe“ ernst zu nehmen, verzichtete auf Zoten und stellte niemanden bloß.
„Ich hoffe, dass ich euch respektvoll behandelt, und niemanden beleidigt habe.“ Irgendwann ging es einem gehörig auf die Nerven, dass sich Jurypräsident Stefan Raab und sein prominenter Helfer Marius Müller-Westernhagen („Ich bin kein Freund von Castingshows“) in der Auftaktsendung des Grand-Prix-Castings immer wieder betont von Bohlens „Deutschland sucht den Superstar“ abzugrenzen versuchten. Dass es in „Unser Star für Oslo“ nicht um Peinlichkeiten, Tränen und Sozialdramen geht, hätten die Zuschauer auch so gemerkt.
Im Vordergrund stand die Musik, die Jury fachsimpelte und lobte ein gut kontrolliertes Vibrato oder kritisierte das Falsetto, das ein bisschen stärker kommen sollte. Die zehn Kandidaten zeigten eine solide Leistung, doch einzig die 18-jährige Abiturientin Lena aus Hannover riss einem mit ihrer Begeisterung vom Hocker.
Der erklärte Liebling der Jury, in der in der Auftaktsendung auch Yvonne Catterfeld saß, kam deshalb souverän weiter. Müller-Westernhagen bescheinigte Lena, die mit dem ungewöhnlichen Lied der Britin Adele „My Same“ so manchen Zuschauer aus dem Fernsehschlaf weckte, sogar „Star-Appeal“.
Der Musik-Abend plätscherte nett dahin, etwas mehr Entertainment und weniger Fachsimpelei hätte ihm gut getan. ProSieben-Mann Raab scheint die „nationale Aufgabe“ ernst zu nehmen, verzichtete auf Zoten und stellte niemanden bloß. Brav ging es zu – ob zu brav, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Zum Auftakt waren die Quoten jedenfalls recht ordentlich: 2,62 Millionen Zuschauer schalteten am Dienstagabend ein. Am 9. Februar treten zehn neue Kandidaten gegeneinander an, ihre Leistungen bewerten zusammen mit Raab diesmal Sarah Connor und Peter Maffay.
Angelika Kahl