Raab hilft der ARD: „Na also, geht doch“

Erst lehnte Stefan Raab die Zusammenarbeit mit der „komplizierten“ ARD beim Grand Prix ab, jetzt sucht er doch den deutschen Teilnehmer für Oslo – im Ersten und auf ProSieben.
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Erst lehnte Stefan Raab die Zusammenarbeit mit der „komplizierten“ ARD beim Grand Prix ab, jetzt sucht er doch den deutschen Teilnehmer für Oslo – im Ersten und auf ProSieben.

Nun hat ihn die ARD also doch noch rumgekriegt: Stefan Raab wird den Vorentscheid für den „Eurovision Song Contest 2010“ in die Hand nehmen. In insgesamt acht Sendungen im Ersten und auf ProSieben sucht er als Moderator und Jury-Chef den deutschen Grand-Prix-Teilnehmer für Oslo. 20 Finalisten sollen in dem Casting-Marathon gegeneinander antreten.

Ende Mai noch hatte Raab dem Ersten einen Korb gegeben. Die Querelen unter den Intendanten der ARD-Sender wurden dem 42-Jährigen zu viel: Derart komplizierte Entscheidungswege seien mit seiner Arbeit nicht vereinbar, ließ er damals den zuständigen NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber entnervt wissen. Doch jetzt hat man sich auf einen gemeinsamen Fahrplan für das Finale geeinigt: Die fünf Vorentscheidungssendungen zeigt ProSieben, das Viertelfinale läuft in der ARD, gefolgt vom Halbfinale auf ProSieben.

Im Finale im Erstenwerden dann die Zuschauer live entscheiden, mit welchem Song Deutschland am 29. Mai in Oslo antritt. Begleitet wird das Projekt von den Pop- und jungen Wellen des ARD-Hörfunks. Raabs knapper Kommentar: „Na also, geht doch...“

„Bin ich froh, dass das klappt“, sagt ARD-Koordinator Schreiber dagegen erleichtert. „Eine gute Idee ist eine gute Idee.“ Und die war dringend nötig, nachdem sich Deutschland in den vergangenen Jahren ein ums andere Mal beim Song Contest blamiert hatte. In Belgrad landeten 2008 die von den Zuschauern nominierten No Angels auf dem letzten Platz. Die ARD schickte deshalb heuer mit Alex Swings Oscar Sings einen Direktkandidaten ins Finale. Platz 20 bei 25 Teilnehmern für den Titel „Miss Kiss Kiss Bang“ lautete das traurige Ergebnis – da half auch der freizügige Auftritt der Burlesque-Tänzerin Dita von Teese nichts.

Wunderwaffe Raab? Da ist Ralph Siegel eher skeptisch

Stefan Raab soll nun den Grand Prix retten. Eine Zusammenarbeit dieser Art zwischen den Öffentlich-Rechtlichen und einem Privatsender gab es noch nie. „Wer wagt, gewinnt“, meint NDR-Intendant Lutz Mamor. „Wo, wenn nicht beim Grand Prix, macht ein ungewöhnliches senderübergreifendes Experiment Sinn?“ ProSieben-Sat 1-Vorstand Andreas Bartl pflichtet ihm bei: „Wenn es um so eine große Sache geht, müssen Grenzen überwunden werden.“

Grand-Prix-Experte Georg Uecker („Lindenstraße“) ist begeistert: „Raab und der Grand Prix – das ist die wahre Agenda 2010.“ Medienmanager Hans R. Beierlein, findet es "großartig", dass der NDR den Mut habe, mit Raab zu kooperieren. „Dieser Mann hat Ideen, die allen anderen fehlen“, sagte er der AZ schon, als die ersten Gerüchte einer möglichen Kooperation bekannt geworden waren.

Der „TV Total“- Moderator, der 2005 auch den „Bundesvision Song Contest“ ins Leben gerufen hatte, hat schon mehrfach beim „Eurovision Song Contast“ mitgewirkt – mit beachtlichem Erfolg. 2000 schaffte Stefan Raab es mit dem Spaß-Song „Wadde hadde dudde da“ auf den fünften Platz. 1998 schrieb er das Guildo-Horn- Lied „Guildo hat euch lieb“ und landete auf Platz sieben. 2004 erreichte Max Mutzke mit dem Raab-Song „Can’t Wait Until Tonight“ den achten Platz.

„Raab ist bestimmt ein cleveres, begabtes Kerlchen und wird sicher ein paar nette Künstler und Lieder aus dem Casting-Hut zaubern“, sagt Ralph Siegel der AZ. „Ob das reicht, wird sich zeigen.“ Junge, bislang noch unbekannte Künstler sucht Raab für sein Casting. Die genauen Bewerbungskriterien werden im Spätsommer bekannt gegeben. Siegel, Komponist des einzigen deutschen Gewinnertitels „Ein bisschen Frieden“ ist skeptisch: „Erstaunlich, dass sich die ARD zum sogenannten Nachwuchs nach unten orientiert und nicht die wirklich erfolgreichen Komponisten und Textdichter mal wieder zum Zug kommen lässt.“ Wichtig sei nämlich, dass Künstler und Song nicht nur in Deutschland, sondern auch auf internationalem Parkett bestehen könnten. „Und dazu gehört mehr als ein netter deutscher Casting-Act“, sagt Siegel und fügt in Anspielung auf „Supertalent“ Michael Hirte an: „Aber vielleicht spielen wir dann in Oslo auf der Mundharmonika das ,Ave Maria’.

Angelika Kahl

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