Pyramiden und Plejaden
Schräge Farben, Schauergestalten und Sterne aus Papier: Die fünf Förderpreisträger des Freistaates sind bei ihrer Präsentation in der Galerie der Künstler nicht alle ganz auf der Höhe
Kann ein Bild aus schrägen Farben, unvollendeten Formen und billigen Materialien bestehen und trotzdem hohe Kunst sein? Unbedingt, wenn der konzeptueller Ansatz und die technische Ausführung überzeugen.
Bei Florian Haller funktioniert das leider nicht, auch wenn der Münchner Akademieabsolvent zu den diesjährigen Förderpreisträgern des Freistaates gehört, die sich derzeit in der Galerie der Künstler präsentieren. Dabei zeigt Haller nicht einfach drei Bilder, sondern er hat gleich dem ganzen Raum einen alu-farbenen Anstrich verpasst. Aber seine gewollt unschönen Stahlplatten-Tableaux wirken unausgegoren, Dieser Malerei ist das Sujet abhanden gekommen, doch die Abstraktion hat noch keine Tiefe, die Verschränkung von pistaziengrünen, gelben und fahlrosa Farbflächen zündet nicht.
Nicht schön, aber beklemmend
Auch Dashdemed Sampils Gemälde sind nicht einfach schön, doch gerade darin liegt ihre beklemmende Ausdruckskraft. Der Maler porträtiert Schreckgestalten aus der Unterwelt des Bewusstseins, die an Ensor erinnern. Sie sind bandagiert wie Schwerverletzte und maskiert wie Hannibal Lecter. Gegen diese expressive Düsternis wirken Lena Bröckers „Plejaden“-Papierarbeiten heiter und völlig losgelöst. Sie konstruierte Sternbilder auf und aus Milimeterpapier, das sie in filigrane Reliefs aus Drei-, Vier-, und Fünfeck-pyramiden verwandelte.
Experimentell geht Ladislav Zajac mit Licht und Raum um. Bei ihm bekommt der Saal ein strahlendes Netzgewölbe. Erst beim zweiten Hinsehen erkennt man, dass die Lichtstruktur von reflektierenden Klebebändern auf dem Fußboden stammt. Ähnlich kontemplativ-effektvoll funktioniert seine geteilte, rotierende Diskokugel, die je nach Lichtstand konzentrischen Glitzer streut oder nicht.
Die Münchner Foto-Künstlerin Katharina Gaenssler wiederum arbeitet stets mit Tausenden von Einzelfotos, aus denen sie die Oberfläche der Wirklichkeit neu zusammensetzt. Schade nur, dass sie diesmal nur Relikte einer alten Arbeit zeigt. Sie war in Gedanken wohl schon bei ihrer Werkschau am Sprengel-Museum in Hannover, die dort seit einer Woche läuft.
Roberta De Righi
Maximilianstraße 42, bis 26. Februar, Mi - So 11 bis 18, Do bis 20 Uhr