Projekt mit Superstar-Fluch: Tenet
Große Erwartungen: Beim Superstar-Ensemble Tenet wird gethrasht, was das Zeug und die Instrumente hergeben. Sänger Zetro veredelt das Werk mit seiner Stimme, die klingt wie AC/DCs unvergessener Sänger Bon Scott bei einem hysterischen Tobsuchtsanfall.
Können Superstar-Ensembles eigentlich jemals den Erwartungen, Hoffnungen, Ansprüchen genügen? Ist in diesen Fällen nicht wirklich gut der größte Feind von großartig? Eines dieser mit dem Superstar-Fluch belegten Projekte nennt sich Tenet. Das heißt soviel wie Doktrin. Und genau dafür haben sich auf dem Album „Sovereign“ Jed Simon (Gitarre), Byron Stout (Bass) und Gene Hoglan (Drums), bestens bekannt von den Bands Strapping Young Lad und Zimmers Hole, mit Leadgitarrist Glen Alvelais (Testament und Forbidden) zusammengetan.
Die Doktrin des Thrash-Metals deluxe. Schon ein sauberes Ensemble, doch der Hammer schlecht hin ist die Verpflichtung von Shout-Ungeheuer Steve „Zetro“ Souza, der legendären Stimme der Bay-Area-Thrash-Ikonen Exodus. Zetro veredelt mit seiner Stimme, die klingt wie AC/DCs unvergessener Sänger Bon Scott bei einem hysterischen Tobsuchtsanfall, das Werk. Es wird gethrasht, was das Zeug und die Instrumente hergeben. Gnadenlos hart, gnadenlos schnell. Old-School-Thrash der Güteklasse 1-A.
Die Produktion ist so klinisch hart, dass die organische Wärme fast verloren geht, Musik mit dem Operations-Skalpell. Am stärksten sind Tenet bei Songs wie „Unnameable“ oder „Take A Long Line“, „Indulge Me“ oder „Hail, Hail!“. Schade, dass einige unnötige Fadeouts nicht gerade von Einfallsreichtum zeugen und die ratternde Double-Bass-Dauerattacke manchen grandiosen Groove fast ins Nirwana kickt.
Das ganze Gnadenlos-Feuerwerk ist nach nicht einmal 35 Minuten leider schon vorbei. Ohne diese kleinen musikalischen Schwächeanfälle, wäre „Sovereign“ die absolute Krönung der neuen Thrash-Könige gewesen, die die Namen erwarten ließen. Ein großes Album, aber die Erwartungen, die waren halt noch ein bisschen größer. Diesen Fluch der Superbands konnten auch „Tenet“ nicht besiegen.
Matthias Kerber
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