Ponkie: "Die Seele eines Mörders"

Die schwermütigen Schönheit Jerusalems und fast alttestamentarische Ausweglosigkeit: Der ZDF-Fernsehfilm der Woche "Die Seele eines Mörders" ist ein spannender, doppelbödiger Krimi aus einem Land, das nicht so sein kann wie alle anderen.
von  Abendzeitung

Die schwermütigen Schönheit Jerusalems und fast alttestamentarische Ausweglosigkeit: Der ZDF-Fernsehfilm der Woche "Die Seele eines Mörders" ist ein spannender, doppelbödiger Krimi aus einem Land, das nicht so sein kann wie alle anderen.

Die Romane von Batya Gur sind Romane aus Israel: Sie haben diese historische Dimension von Familienschicksalen, die alle in ähnlicher Weise beschädigt und in seelische Abgründe getrieben wurden, weil sie eigene Zerrissenheit durch Jahrhunderte mitgeschleppt haben und in ihrer Flucht-Endstation Israel auf Schritt und Tritt den Verletzungen und Traumata des Holocaust begegnen.

So ist der ZDF-Fernsehfilm der Woche "Die Seele eines Mörders" nicht nur von der schwermütigen Schönheit Jerusalems geprägt - die "Mörder"-Begriffe eines Krimis bekommen auch im Kommissar-System der Polizei (Heiner Lauterbach und Dvir Benedek) eine fast alttestamentarische Ausweglosigkeit. Die Familie des Notars Rosenstein (Michael Degen) steht nach einem grausamen Frauenmord plötzlich im Brennpunkt eines Urhass-Konflikts zwischen europäisch-russischen Juden (Aschkenasim) und portugiesisch-afrikanischen Juden (Sephardim) - Quelle für irrationale Ängste, die nicht unbegründet sind.

Ein spannender, doppelbödiger Krimi aus einem Land, das nicht so sein kann wie alle anderen (Buch: Wolfgang Stauch nach Batya Gur, Regie: Peter Keglevic, Kamera: Stefan Unterberger), hoch besetzt (Maria Schrader, Marie-Lou Sellem, Nicole Heesters) und sehr melancholisch.

Ponkie

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