Pompöse Familienshow
Lichteffekten, Pyrotechnik und Konfetti-Regen: DJ Bobo kommt mit seiner aufwendigen „Fantasy“-Tour nach München und beweißt sich als sympathischer Entertainer
Seine Zeit ist vorbei. Seine Zeit ist wieder da. René Baumann scheint dies noch nicht zu wissen – oder zu ignorieren. Er zieht sein Ding durch: „Willkommen in meiner Fantasie“ begrüßt er die Zuschauer zu seiner „Fantasy“-Tour. Zum 12. Mal ist er unter seinem Pseudonym DJ Bobo in München. Erstaunlicherweise schafft es der 43-jährige Schweizer nach 18 Jahren im Pop-Geschäft immer noch, die Olympiahalle ganz gut zu füllen. Es kommen die, die ihn schon als Teenies vor 15 Jahren gut fanden – mit ihren Kindern.
DJ Bobo als Familienereignis: Genauso gut passt sein Auftritt in den Freizeitpark Rust, wo er Ende vergangenes Jahr auch die Premiere seiner Show feierte. Das Konzert gleicht mehr einer pompös inszenierten Musical-Tanz-Show: Zwölf Tänzer, drei Artisten, viel Tamtam. Mit den ganzen Lichteffekten, Pyrotechnik, Konfetti-Regen, Flammenstrahlen und einer 14-Meter-hohen, vierarmigen Buddha-Figur degradiert sich der Künstler selbst zur Randfigur. Dabei wäre das gar nicht nötig. Nicht nur, dass der Schweizer ein hervorragender und sympathischer Unterhalter ist und selbst in der weitläufigen Halle mit dem Talent eines Animateurs die Menge zum Tanzen bringt.
Es gibt auch die Zeit vor dem singenden Musical-Bobo. Die Zeit des für ihn so typischen Sprechgesangs und den – sagen wir mal leicht verständlichen Texten wie: „You don’t know/ what you don’t know.“ Songs wie „Everybody“, „Take Control“ oder „Somebody dance with me“ mit dem herrlichen Plastik-Pop-Dance-Refrain mit dieser hohen Frauenstimme – wie damals auch heute gesungen von Nancy, mittlerweile Bobos Frau. Es sind die vollen 90er Jahre – die nun weit weg genug liegen, um sie wie Oldies zu zelebrieren. Auf dieser nun wiederkehrenden Pop-Dance-Welle könnte DJ Bobo so gut mitschwimmen. Er war es, der neben Haddaway, Dr. Alban oder Culture Beat maßgeblich den sogenannten Eurodance geprägt hat. Das war seine Zeit – die des DJ Bobo und nicht des Show-Darstellers.
Nadja Mayer