"Polizeiruf 110": Ein Kuss zum Abschied

Michaela May und Edgar Selge drehen in München ihren letzten „Polizeiruf 110“. Jörg Hube und Stefanie Stappenbeck lösen sie im kommenden Jahr als Ermittler im BR-Krimi ab.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Er darf künftig wieder beide Arme einsetzen: Edgar Selge steht mit Michaela May das letzte Mal als einarmiger Kommissar Tauber vor der „Polizeiruf 110“-Kamera.
Martha Schlüter 2 Er darf künftig wieder beide Arme einsetzen: Edgar Selge steht mit Michaela May das letzte Mal als einarmiger Kommissar Tauber vor der „Polizeiruf 110“-Kamera.
Edgar Selge gibt Kollegin Michaela May ein Küsschen.
Martha Schlüter 2 Edgar Selge gibt Kollegin Michaela May ein Küsschen.

Michaela May und Edgar Selge drehen in München ihren letzten „Polizeiruf 110“. Jörg Hube und Stefanie Stappenbeck lösen sie im kommenden Jahr als Ermittler im BR-Krimi ab.

Edgar Selge hat sich in die Ecke des Ledersofas gekauert, seinen schwarzen Mantel eng um die Schultern gezogen. Er ist krank an diesem Drehtag in München Schwabing. Grippe, Fieber. Doch der Drehplan für die letzte Folge des „Polizeiruf 110“ ist straff, ein Ausfall nicht möglich.

In „Endspiel" wird Selge im Mai 2009 das letzte Mal als einarmiger Kommissar Jürgen Tauber im ARD-„Polizeiruf“ zu sehen sein. Und auch seine Partnerin Michaela May verabschiedet sich aus der viel gelobten Krimiserie.

„Achtung, wir drehen – Edgar, kommst du“, ruft Regisseur Andreas Kleinert. „88/9, die Dritte“ hallt es durch den Raum. Assistenten springen hinter weiße Lichtblenden, Kleinert blickt auf den Miniatur-Bildschirm in seiner Hand, die Kamera surrt.

Selge schlurft neben den Schreibtisch, schaut May an. „Ich kündige“, krächzt er als Kommissar Jürgen Tauber kaum hörbar, legt den Dienstausweis auf den Tisch. May als Jo Obermaier tritt durch die Tür, schaut Selge an, Trauer, Schrecken und das Gefühl, hintergangen worden zu sein, im Blick. „Jetzt echt?“, fragt sie. „Meine Damen danke, tschüss“, sagt Selge – und geht. Es ist die Szene von „Endspiel“, in der Tauber tatsächlich kündigt.

Edgar Selge: "Ich möchte nicht mit dem Kommissar in Rente gehen"

Seit neun Uhr morgens dreht die Filmcrew des Bayerischen Rundfunks in einem zugigen Backsteingebäude. Im Wohnwagen gibt es Fisch mit Reis und Apfelstrudel. May und Selge sitzen eng in der improvisierten Kantine zusammen. „Ich bin kein wehmütiger Typ“, sagt May. „Aber jetzt, wo wir die Kündigungsszene drehen, wird der Abschied von Edgar und vom ,Polizeiruf’ Realität.“

Neun Jahre haben die beiden als widersprüchliches, aber doch eingespieltes Team vor der Kamera gestanden. „Das Besondere ist die Chemie“, sagt Selge. „Weder Jo noch Tauber können ohne den anderen existieren.“ Auch zwischen ihm und Michaela sei eine Freundschaft erwachsen. „Ich drehe gerne mit ihr“, sagt Selge und gibt ihr einen Kuss auf die Wange.

Trotzdem war es Selge, der vor zwei Jahren seinen Ausstieg aus dem „Polizeiruf 110“ bekannt gab. „Es war ein wichtiger Lebensabschnitt, aber ich möchte nicht mit dem Kommissar in Rente gehen“, sagt der 60-Jährige. „Es ist sowieso ein Wunder, dass ich es so lange bei einer Produktion ausgehalten habe.“ Aber die Stoffe hätten ihn fasziniert – außerdem konnte er seinen Teil dazu beitragen. Wie bei der Folge „Taubers Angst“. „Eines Abends hat jeder von seinen Kindheitsängsten erzählt“, sagt Cornelia Ackers, die die Stoffe für den „Polizeiruf“ entwickelt. „Edgar erzählte, dass sein Vater als Gefängnisdirektor die Häftlinge zu sich nach Hause einlud und er sich vor den Männer fürchtete. So entstand die Idee zu ,Taubers Angst’.“

Auch das Ende des „Polizeirufs“ ist von persönlichen Erlebnissen geprägt. So überlegte Michaela May zunächst, ohne Selge weiter zu drehen – jetzt wird sie im Film versetzt. „Viele Rollen werden einem gar nicht erst angeboten, wenn man Kommissarin ist“, sagt sie, „man kann nicht in einer anderen Serie der Mörder sein. So ist der Abschied für uns auch ein Neuanfang.“

Anne Kathrin Koophamel

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.