Plattgemachtes Sonnenblumenfeld

Nicht mehr als ein beliebiges Säuseln: Die Stadt ermöglicht eine „Elektro-Oper“
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Nicht mehr als ein beliebiges Säuseln: Die Stadt ermöglicht eine „Elektro-Oper“

Die Grenze zwischen Natur und Zivilisation markierte ein Dixi-Klo. Soviel Kultur muss sein, wenn sich die städtisch geförderte „Kunst im öffentlichen Raum“ in den nächtlichen Wald unterhalb des Grünwalder Isarhochufers hinauswagt, wo um Rücksichtnahme heischende Schilder den Daseinskampf zwischen Radfahrern und Fußgängern zähmen.

In dieser behördlich beschirmten Wildnis begab sich die Elektro-Oper „Regen aus der Erde" von Klaus Schedl, der zur Musiktheater-Biennale 2010 den brasilianischen Urwald multimedial in die Muffathalle holen wird. Falls dieser Gruß aus der Küche einen Vorgeschmack aufs Hauptwerk bot, müsste Schedl ästhetisch nachwürzen: Elektronisches Waldweben, ein röhrendes Sousaphon und etüdenhaftes Tastengedonner nebst einer Südamerikanisches zur E-Gitarre säuselnden Sopranistin wirkten so unpersönlich wie beliebig.

Frontal bespieltes Publikum

Da durfte auch ein Fetzen des unter Avantgardisten beliebten Grimm-Märchens vom eigensinnigen Kind nicht fehlen, dessen aus dem Grab ragendes Ärmchen eigens totgeschlagen werden muss. Dazu machten zwei Musiker von piano possibile ein künstliches Sonnenblumenfeld platt. Auch sonst traute die Regisseurin Cornelie Müller der Naturkulisse nicht wirklich. Das frontal bespielte Publikum saß wie in der Oper am Stühlchen. Für eine Performance erinnerten die beiden grün bemützten Bläser zu sehr an die Zwerge einer Kindervorstellung.

Fast alle rund 30 Anwesenden duzten den Komponisten. Die Öffentlichkeit vertrat ein vorbeieilender Radler. Ob seine ästhetische Wahrnehmung im Sinne der Förderabsicht erweitert wurde, kam uns nicht zur Kenntnis.

Robert Braunmüller

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