Pianist Tzimon Barto: Tiefe mit feinem Esprit
Tzimon Barto, der muskelbepackter Flügel-Drescher aus Florida, hat eine wundersame Wandlung hinter sich – und überrascht mit einfühlsamen Haydn-Sonaten.
Etwas betont Sportives hat Tzimon Barto heute noch. Auch wenn er nur so am Gatter auf seiner Ranch lehnt, sieht man das sofort. In den 80ern machte der Pianist aus Florida als muskelbepackter Strandschönling mit ziemlich krudem Anschlag von sich reden. Dann wurde es still um ihn. Drogen, Knast, Schicksalsschläge beutelten den einstigen Superboy. Vor ein paar Jahren ist er wieder aufgetaucht, und jetzt, mit mittlerweile 46 Jahren, muss man ihn zu den wirklich Ernsthaften seiner Zunft zählen.
Nach der subtilen Rameau-CD zwingt nun auch die Einspielung von vier Haydn-Sonaten zum genauen Zuhören. Und gleich in der frühen C-Dur-Sonate Hob. XVI:1 spürt er schon nach den ersten munteren Takten des Allegro eine zarte Eleganz in den Noten auf, die bei aller Lebensfreude immer auch den Ernst im Schlepptau führt.
Im Adagio der Sonate Nr. 38 (F-Dur) und mehr noch der Nr. 60 (C-Dur) glaubt man, ganz unvermittelt in den Herzkammern der Romantik gelandet zu sein, so modern ist dieser Haydn. Barto gibt den Noten Raum, begreift sie nie als bloße Fingerübung. Vielmehr sucht er in diesen Sonaten nach dem Funkeln im Inneren und wird auf köstliche Weise fündig. Selbst in den einfachsten Passagen.
Christa Sigg
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