Pianist Arcadi Volodos: Für ihn gibt’s keine technischen Grenzen
Pianist Arcadi Volodos mit Musik von Mompou, Albéniz und Schumann im Prinzregententheater. Bei diesem Mann schaut verteufelt schwieriges Klavierspiel kinderleicht aus. Wenn die Ohren nicht trügen, hat er bei den spanischen Stücken des ersten Teils sogar ein paar erschwerende Oktaven hinzugefügt.
Bei diesem Mann schaut verteufelt schwieriges Klavierspiel kinderleicht aus. Für Arcadi Volodos gibt es offenbar keine technischen Grenzen. Wenn die Ohren nicht trügen, hat er bei den spanischen Stücken des ersten Teils sogar ein paar erschwerende Oktaven hinzugefügt.
Seine Nerven sind die allerbesten: Federico Mompous „Scènes d’enfants“ leben von Pausen der Stille vor ihren Echo-Wirkungen. Leider wurden sie gleich zu Beginn von einem Handy ausgefüllt, auf das die üblichen Suchgeräusche der Vergesslichen und den ganzen Abend heftige Entladungen der Erkältungszeit folgten, von denen sich der Pianist keinen Augenblick aus der Ruhe bringen ließ.
Vier Stücke von Isaac Albéniz beschworen atmosphärisch das alte Spanien mit Glocken, Prozessionen und tanzendenden Zigeunern. Volodos brachte die vertrackte Vollgriffigkeit federleicht zum Schweben. Über der rhythmischen Raffinesse vergaß er nicht die melancholische Trauer über den verlorenen Glanz der Vergangenheit, den diese um 1900 an der Schwelle zur Moderne entstandene Musik atmet.
Volodos versteht sich ganz besonders auf schillernde Stimmungskaleidoskope. Das macht ihn zum herausragenden Interpreten der Musik von Robert Schumann. In der rhapsodisch endlosen „Humoreske“ unterstrich er die Gegensätze, ohne den Zusammenhang aus dem Auge zu verlieren. Das der Kraft des Themas frech und leise antwortende Echo des Themas im zweiten Abschnitt brannte sich ins Ohr.
Überwältigend dann der feurige Schwung des „Faschingsschwanks aus Wien“. Wenn der Russe bei den Schlusswirkungen orchestral und vollgriffig auftrumpft, gemahnt das unweigerlich an Tschaikowsky. In seiner harten Fügung aus Trübnis und Jauchzen ist der allerdings sehr wohl ein Geistesverwandter von Schumann.
Robert Braunmüller
Die neue Live-CD „Volodos in Vienna“ bei Sony