Philip Bergmann: "...oder nicht sein"
Der Choreograf Philip Bergmann, einer der Hoffnungsträger der freien Münchner Tanzszene, ist unter die Märchenerzähler gegangen. Mit seiner neuen Soloperformance „...oder nicht sein (La Source)“ erzählte er im i-camp eine Fabel aus dem Reiche Schland (man darf sich ein Deut davor denken) - mit Prinz und Prinzessin, wie sich's gehört.
Überzeugender als das märchenhafte Text-Geraune über ferne Zeiten und Gegenwart ist jedoch Bergmanns tänzerische Präsenz, auch wenn er sich als als dunkler Kapuzenmann im Jogging-Anzug auf der Bühne nicht zur Identifikation freigibt.
Bergmann will eine Gegenwelt, eine Hyperrealität erschaffen, verrät das Programmheft. So stehen sich also der einsame Tänzer und die gesprochene Geschichte solistisch gegenüber und suchen - nicht immer erfolgreich - eine Beziehung. Die Sprache hat zwar schon seit langem Eingang ins Tanztheater gefunden, ist aber selten so dominant. Doch Bergmann stellt sich auch als Tänzer ins rechte Licht (von Rainer Ludwig), lässt in raffinierten Bildwirkungen manchmal den eigenen Körper mit seinem Schatten zu einem Doppelwesen verschmelzen.
Die Luxusgesellschaft macht sich breit: Im Hintergrund bläst sich ein Gummi-Bett allmählich zur Badewanne auf, und dazu singen Nine Inch Nails warnend „See the Animal in His Cage“. Bergmann erzählt uns, dass sich der Mensch sein Gefängnis selbst schafft, egal, ob er dann darin sein oder nicht sein will.
Gabriella Lorenz