"Phantom der Oper", Teil 2 stößt auf durchwachsene Kritiken
LONDON - Jubel beim Publikum, teilweise auch in der Presse, aber auch Kritik: Nicht jeder mag "Love Never Dies", die Fortsetzung des Webber-Erfolgsmusicals "Das Phantom der Oper". Manche vermissen die "Magie" des Vorgängers.
Das Publikum war von Andrew Lloyd Webbers neuem Musical begeistert, doch bei Kritikern ist “Love Never Dies” auf ein geteiltes Echo gestoßen. Nachdem am Dienstagabend die Zuschauer bei der Uraufführung mit dem Beifall kaum aufhören wollten, schrieben die großen britischen Zeitungen am Mittwoch mit deutlich weniger Enthusiasmus über die Fortsetzung von “Phantom der Oper”.
Von einem “aufregenden Ritt” schrieben die einen, während anderen die “Magie” des Vorgängers fehlte. “Der Show fehlte die Klammer, die erzählerische Spannung”, schrieb der “Guardian”. Die “Times” kritisierte, die Handlung leuchte nicht ein. Die “Daily Mail” stellte gar hämisch fest, die ganze Show verlaufe so langsam, dass die Todesszene am Ende “so lang sei, dass sie eine Debatte über Euthanasie anfachen könnte”.
Ganz anders sah das der “Independent”, der dem Stück fünf Sterne gab. Ein Kritiker der “Daily Telegraph” schrieb, bei dem Musical handele es sich um Lloyd Webbers bestes Stück seit “Phantom der Oper”. Die Musik sei mit “herrlichen Melodien gesegnet”.
Die Erwartungen an Lloyd Webber hätten vor der Uraufführung von “Love Never Dies” (Die Liebe stirbt nie) kaum größer sein können. Der Vorgänger “Phantom der Oper” schaffte es seit der Uraufführung 1986 weltweit auf mehr als 100 Millionen Zuschauer, wurde in 15 Sprachen übersetzt und gilt als erfolgreichstes Musical aller Zeiten. Allein in Deutschland verkaufte sich der Soundtrack 2,6 Millionen Mal.
Webber selbst sagte einmal, er habe die Fortsetzung geschrieben, weil das Original so ein langweiliges Ende habe. Die Geschichte des “Phantom der Oper” basiert auf dem gleichnamigen Schauerroman von Gaston Leroux. Darin treibt ein begabter, aber fürchterlich entstellter Mann im Opernhaus von Paris sein Unwesen und verliebt sich in eine schöne Sängerin. “Love Never Dies” spielt zehn Jahre später, und das “Phantom” bewegt sich nicht mehr in den dunklen Gängen der Pariser Oper, sondern im leuchtenden Vergnügungspark von Coney Island in New York.
Die Produzenten preisen das neue Musical als “Achterbahnfahrt der Obsessionen und Intrigen” an. Regisseur Jack O'Brien soll das Ensemble bereits gewarnt haben, dass die Erwartungen hoch seien und sie womöglich nicht mit viel Dank zu rechnen hätten. Lloyd Webber selbst erklärte am Dienstag, er habe vergangene Woche über sein Werk nachgedacht und sei zu dem Schluss gekommen, dass das Musical eine gute Aufführung sei. Es sei “eine wirklich, wirklich gute Show”.
Die durchwachsenen Kritiken müssen aber nicht heißen, dass das Stück schlecht ankommen wird. Auch das “Phantom” bekam nach der Broadwaypremiere 1988 keine sonderlich berauschenden Beurteilungen. Der “Guardian” schrieb damals, es handele sich sicher nicht um ein Musical, in dem die Erzählung der Geschichte besonders ernsthaft betrieben werden. Die Londoner “Times” ätzte sogar, das Stück überzeuge weder durch eine großartige Romanze noch durch echtes Grauen.
Vom 11. November an wird “Love Never Dies” in New York zu sehen sein, einen Premierentermin für Deutschland gibt es noch nicht. Ab dem 12. März soll aber der Soundtrack erhältlich sein. Jill Lawless, AP
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