"Pfarrer Braun": Der Mann hinter Otti Fischer
Pfarrer Dietmar Heeg sorgt dafür, dass bei der ARD-Serie „Pfarrer Braun“ alles stimmt. Mit Ottfried Fischer diskutiert er auch schon mal über den richtigen Bibelvers.
Quotenhilfe von oben bekommt die ARD immer dann, wenn sie ihren „Pfarrer Braun“ ermitteln lässt – mehr als fünf Millionen Zuschauer wollen Ottfried Fischer als „kriminalisierenden“ Kirchenmann regelmäßig sehen und ahnen nicht: Ein echter Geistlicher ist der Mann hinter Otti. Seit rund fünf Jahren berät Dietmar Heeg die Produktion. Auch bei dem heutigen Fall „Glück auf! Der Mörder kommt“ hat der Mainzer Diözesenpriester die Drehbücher vorab geprüft.
„Offenbar gab’s bei den ersten ,Pfarrer-Braun’-Folgen einige Beschwerden, die der Produktion gezeigt haben, dass es nicht nur bei Arztserien klug sein kann, sich fachliche Beratung zu holen“, sagt Heeg der AZ. „Ein Bischof zum Beispiel würde sich, nur weil er so viele schöne Gewänder hat, nie mit seinem Messgewand ins Auto setzen“, sagt Heeg, der bei „Pfarrer Braun“ dafür sorgt, dass Fischer bei einer Beerdigung etwas anderes anhat als beim normalen Gottesdienst in der Kirche.
Heeg schreibt Otti Fischer außerdem auch mal die Einleitung zur Predigt. Den Schauspieler hat der 44-Jährige beim Dreh persönlich kennengelernt und dabei mit ihm schon um so manch eine Bibelstelle gerungen. „Otti Fischer ist selbst im katholischen Milieu groß geworden, kennt sich aus“, sagt Heeg. Man merkt, dass ihm das Thema ein besonderes Anliegen ist, weil auch seine persönliche Überzeugung dahinter steckt. Dennoch, die „Pfarrer-Braun“-Reihe strotzt vor frechen Kommentaren. Heeg stört das nicht. „Das Komödiantische passt doch gut“, sagt er. „Die Filme sind schließlich keine Livereportage von der Arbeit eines Pfarrers vor Ort.“
Nach einem journalistischen Volontariat wurde Heeg von der Deutschen Bischofskonferenz 2000 zum Beauftragten für die Kirchenprogramme bei RTL ernannt, seit 2003 ist er auch für ProSiebenSat1 zuständig. „Die Kirchen haben aufgrund der Medienstaatsverträge das Recht, bei allen großen Sendern angemessene Sendezeit zu bekommen“, sagt Heeg. „Meine Aufgabe ist es, diese Verkündungsprogramme zu füllen.“
"Jesus hätte heute eine eigene Internetseite"
„Die Zielgruppe des Privatfernsehens, die 14- bis 49-Jährigen, sehen wir schon lange nicht mehr in unseren Kirchenbänken“, so Heeg. „Fernsehen ist eine Art von ,fernstehendem Pastoral’. Die Angeboten sind manchmal etwas niederschwellig, regen die Menschen aber dennoch zum Nachdenken an.“
Aber nicht allein auf das Medium TV verlässt sich der Pfarrer bei seinen Verkündigungsprogrammen. Heeg, der als Schulseelsorger auch an einem Gymnasium unterrichtet, weiß, was Jugendliche heute an Mediennutzungsverhalten an den Tag legen. „Ich habe daher immer den Blick dafür, was die Basis denkt und tut.“ Und zwar im Netz.
„Ich glaube, auch Jesus oder der Apostel Paulus hätten heute kein Problem damit, die modernen Medien zu nutzen und Farbe zu bekennen. Würde Jesus heute leben, hätte er eine eigene Internetseite. Davon bin ich fest überzeugt!“, sagt Heeg. Deshalb müsse die Kirche auch im Internet ihren Stand aufmachen. „Ich selbst lade zum Beispiel täglich einen Bibelvers, ein kurzes Wort auf säkularen Video-Plattformen wie Youtube oder Sevenload hoch – den Tagessegen“, sagt Heeg. „Aber alles, was wir über die Medien, sei es im Internet oder Fernsehen, machen, ersetzt natürlich nicht die Seelsorge von Auge zu Auge, die direkte menschliche Begegnung.“
Und was ist nun das Erfolgsgeheimnis von „Pfarrer Braun“? „Ich denke, der Zuschauer will solche Helden, die sich lautstark gegen das Unrecht wenden“, sagt Heeg. „Gerade in der heutigen Zeit, wo man über viele Dinge nur noch den Kopf schütteln kann.“
Angelika Kahl
„Pfarrer Braun -Glück auf!“ zeigt die ARD am Donnerstag, den 16. April um 20.15 Uhr
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