Peter Pan hascht nach Effekten
MÜNCHEN - Variété, Artistik und Clownshow in einem: Das Theaterstück "Peter Pan" vergisst bei aller Action eine Geschichte zu erzählen. Am Ende ist es nicht mehr als eine Beilage für das Bio-Menü von TV-Koch Stefan Marquard. Ein schwer verdaulicher Abend.
Wir sind nur die Beilage. Der Star ist der Marquard“, ruft gleich zu Beginn eine Schauspielerin durch das Tollwood-Theaterzelt. Da lächelt TV-Koch Stefan Marquard über seinem Ziegenbart. Er hat soeben ein Vier-Gang-Bio-Menü auf dem Öko-Klimbim-Markt serviert, die vom Latex-Lachs und Knusperochsen gesättigten Premierengäste streichen sich über den Bauch. Doch die Verdauung fällt schwer an diesem Abend.
Regisseur Sven Grunert, der in Landshut mit geringem Budget manch gute Inszenierung lieferte, versucht sich an der großen Show. Und verliert sich in der Manege wie Peter Pan seinen Schatten.
Pan ein neurotischer Punk, Käpt'n Hook ein Gothic-Opa
Er ist ein alter, verzweifelter Pierrot, der an der Rolle des ewig jungen Pan zerbrochen ist. Gramvoll fährt er mit dem Rollstuhl durch die Manege – erzählt noch einmal die Geschichte vom Bub, der nicht erwachsen werden will.
Es ist die Geschichte eines neurotischen Punks. Mit lallender Stimme, fahrigen Gesten, die Augen weit aufgerissen, dirigiert Pan Wendy und die verlorenen Jungs als arroganter Clown durch das Nimmerland – und erinnert dabei an eine Billigkopie von Batmans Joker. Pan lechzt nach Anerkennung, nach Spaß, nach dem Leben. Wer braucht die Zukunft, wenn man die Gegenwart beherrschen kann? Wenn man Käpt’n Hook – ein Gothic-Opa mit einem Faible für Chansons – Angst macht? Und sogar die Fee Glöckchen – hier ein grinsender Geiger im Ballett-Tutu – anbrüllen darf?
Grunerts Konzept, Kinder und Erwachsene anzusprechen, mag lobenswert sein – geht aber nicht auf. Die Handlung verliert sich zwischen Variété, Artistik und Lichteffekten – ein unentschlossenes Stück. Es poltert, rumpelt, krächzt auf der Bühne, und schließlich kommen die ersten Buh-Rufe aus dem Publikum. Zumindest das ist eine Sensation auf dem Tollwood.
Anne Kathrin Koophamel
"Peter Pan" spielt noch bis zum 31. Dezember auf dem Tollwood. Tickets unter: 0700/38 38 50 24
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