Peter Kraus: Ein Trip in die Vergangenheit
Mehr Big-Band-Swing als Rock'n'Roll: Peter Kraus zeigt mit 70 Jahren im Circus Krone, dass er mehr drauf hat als ein sympathischer Trittbrettfahrer vin Elvis und Co zu sein.
Es beginnt mit ein paar Werbefilmchen aus dem Jahr 1957 für Pfanni-Knödel und Sarotti-Schokolade. Dann erscheint der, weswegen der Circus - Krone - Bau an zwei Abenden ausverkauft ist. Vor ein paar Monaten ist Peter Kraus, Münchner mit Wohnsitz in der Schweiz, 70 geworden. Das animierte ihn dazu, wieder einmal auf Tournee zu gehen. Mit einer fabelhaften Band und einer neuen CD im Gepäck, die nur noch wenig zu tun hat mit jener Musik, mit der sich der Alpen-Rocker einst als sympathischer Trittbrettfahrer bei Elvis, Buddy Holly und Chuck Berry einnistete.
„Triumph der Schluckauf-Sänger“ titelte die AZ schon damals ziemlich ungalant. Mittlerweile hat Peter Kraus einen Gang zurück geschaltet. Ob Paul Ankas „Diana“ oder das unvermeidliche „Sugar Sugar Baby“ – er bedient den Nostalgie-Hunger seiner Fans mit Augenzwinkern und wohldosierter Ironie.
Nach einer halben Stunde hat er genug von „Teddy Bear“ und „Hula Baby“ und verdrückt sich zum Umziehen in die Kulisse. Die Band stimmt „Tequila“ an und zeigt, was sie drauf hat: deftigen Big-Band-Swing, ein bisschen laut, aber fetzig.
Dann kehrt Meister Kraus zurück, im feinen hellen Anzug, schmachtet Mancinis „Moon River“, leider auf deutsch, und noch ein paar andere Songs, die Sinatra & Co. dann wohl doch besser konnten. Die Musiker steuern ein paar knappe Soli bei. Eine als Blues angekündigte Nummer („Du kriegst die Scheidung“) erzählt von einem Hund namens „Wuffy“. Zum Finale das große Halali, Chuck Berrys „Rock´n Roll Music“ – das Publikum tobt. Besser lässt sich so ein Trip in die Vergangenheit kaum inszenieren.
Volker Boser
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