Perfekt auf jedem Parkett

Gleich zweimal war die Geigerin Julia Fischer am Wochenende zu hören – mit dem Ergebnis: Die Münchnerin ist nicht nur eine fabelhafte Solistin, auch ihr neues Quartett greift nach den Sternen
Marco Frei |
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Man glaubt es kaum. Aber im Vergleich zu einem Streichquartett sehen manche Symphonien oder Solokonzerte ziemlich alt aus. Das jedenfalls war das zentrale Ergebnis nach einem Wochenende mit Julia Fischer im Doppelpack. Zum Einen war die Münchner Geigerin im Gasteig zu hören – mit den Philharmonikern unter Juraj Valcuha spielte sie Tschaikowskys Violinkonzert op. 35 (gekoppelt mit Rachmaninows Symphonie Nr. 3). Zum Anderen konnte man sie im Prinze mit ihrem neuen Streichquartett erleben – das servierte Haydns „Lobkowitzer” op. 77/2, Mendelssohns op. 44/2 und Schuberts „Der Tod und das Mädchen”.

Dass Fischers Quartett deutlich die Nase vorn hatte, lag natürlich auch am Programm. Die Dritte von Rachmaninow zählt nicht gerade zu den symphonischen Hochgenüssen. Und wenn ein Dirigent am Pult steht, der über weite Strecken einfach nur den Takt schlägt, wird’s mühsam. Statt Tschaikowsky klassisch zu entschlacken, wie das etwa die BR-Symphoniker von Mariss Jansons gelernt haben, musste Fischer im Violinkonzert mit Überdruck gegen ein behäbiges, wenig inspiriert geleitetes Orchester angeigen.

Wie sehr Fischer den Klang flexibel zu gestalten versteht, das zeigte sie mit ihrer neuen Streicher-Crew, die seit dieser Saison aktiv ist.Neben Alexander Sitkovetsky an der zweiten Violine und dem Cellisten Benjamin Nyffenegger ist auch Nils Mönkemeyer mit von der Partie. Fischer und der Bratschist lehren beide an der Musikhochschule, kennen sich seit Studententagen und vertrauen sich intuitiv.

Was die Vier nun geboten haben, war eine Sternstunde der Quartettkultur. Obwohl die Musiker sonst vornehmlich als Solisten oder in Orchestern wirken, wähnte man sich in einem lange gewachsenen und gepflegten Ensemble-Klang. Ein perfekt abgestimmtes, äußerst konzises und homogenes Miteinander wurde hier gelebt. Das galt schon für Haydn und Mendelssohn, obwohl der Klang noch luzider und historisch informierter hätte geöffnet werden können – hier leisten französische Quartette wie die Ébènes oder Ardeos Großes.

Höhepunkt war aber unbestritten Schuberts „Der Tod und das Mädchen”: Bis ins kleinste Detail wurden Klang und Struktur, Ausdruck und Farbe genauestens seziert, vielfältig modelliert und konsequent durchdrungen. Eine derart makellose Darbietung ist im Konzert kaum zu erleben. Das war vollendete Kammermusik – glücklich und reich, wer das erleben durfte!

Das Julia Fischer Quartett spielt bei Audi Konzerten am 27. Juli 2012 auf Schloss Leitheim

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