Paradiesvögel im verkorksten Einerlei
Ein wenig seltsam mutet es schon an, wenn jetzt für drei Wochenend-Vorstellungen das Tanzvergnügen „Don Quijote” in der Erfolgschoreographie von Ray Barra aus dem Fundus geholt wird – um dann gleich wieder zu verschwinden. Für Ballettchef Ivan Liska hieß es, die Ärmel hochkrempeln: Lukas Slavicky, der den Basilio tanzen sollte, hatte sich verletzt. Ersatz musste gefunden werden – und der aus Moskau eingeflogene Andrej Merkuriev war mehr als das. Mit ihm und Ekaterina Krysanova als Kitri standen unversehens zwei Bolschoi-Stars im Mittelpunkt einer ansonsten reichlich verkorksten Aufführung. Sie verwandelten das Prinzregententheater in einen Tanzhimmel.
Dass sie sich nur sehr vage an das hielten, was Ray Barra einst für das Bayerische Staatsballett eingefallen war, ließ sich verschmerzen. Offenkundig wegen fehlender Vorbereitungszeit holten sie kurzerhand ihre Schrittkombinationen à la Bolschoi aus dem Gepäck und präsentierten sie mit hinreißender Virtuosität.
Überzeugende träumerische Atmosphäre
Zwei Paradiesvögel inmitten einer bunt kostümierten Tanz-Gesellschaft, die sich engagierte, aber wenig Überdurchschnittliches bot. Ausgenommen Cyril Pierre (Don Quijote) und Ekaterina Petina (Dulcinea): Sie blieben den russischen Superstars hart an den Fersen und zauberten mit wenigen Gesten eine überzeugende träumerische Atmosphäre herbei.
Die Musik kam vom Band. Man hörte eine Aufnahme mit dem Bayerischen Staatsorchester unter André Presser. Das ging nicht ohne Pannen ab. Beim ersten Pas de deux zwischen Basilio und Kitri setzte sie so früh ein, dass Ekaterina Krysanova es nicht mehr rechtzeitig auf die Bühne schaffte. Ihr Kollege musste improvisieren. Auch in den Ensembles herrschte gelegentlich ziemliche Verwirrung. Abgesehen von der grandiosen Show der russischen Gäste war noch eine Menge Luft nach oben.