Pack schlägt sich, Pack verträgt sich
Es war einmal vor zehn Jahren im beschaulichen Märkischen Viertel. Zwischen Betonklötzen und Bauruinen rauften sich ein paar halbstarke Berliner Jungs zusammen, um miteinander Musik zu machen. Sie trugen kriegerische Namen und silberne Totenschädel, um sich Gehör zu verschaffen.
Ihr erstes öffentliches Bekenntnis hieß „Aggro Ansage Nr. 1”. Außer wüsten Beleidigungen hatten ihre Texte nicht viel zu bieten, aber das machte nichts. Der Sampler sprach sich rum, das Label Aggro Berlin war geboren, und die Rapper legten schnell das zweite Album nach. Auch „Aggro Ansage Nr. 2” verkaufte sich gut, und in Deutschlands Schulen waren plötzlich alle total „aggro”. Über die Bedeutung dieser Wortneuschöpfung machte sich niemand so recht Gedanken, aber es klang halt so herrlich gefährlich.
Nicht mehr grün waren sich dann die Aggro-Alphatiere. Nach einem selbstverständlich öffentlich ausgetragenen Streit konzentrierten sie sich auf ihre Solokarrieren. Sido, der Mann aus dem „Block”, entledigte sich bald seiner Maske, nicht aber seiner Schimpfwörter. Und auch wenn er immer wieder behauptete, „ich bereue nichts”, ging er auf Twitter irgendwann doch auf Schmusekurs mit seinem „Erzfeind” Bu-shido: immerhin musste der sich von einem Bandscheibenvorfall erholen.
Bald lichtete man die „Rüpelrapper” am Berliner Kudamm beim kumpeligen Handschlag ab. Friede, Freude, Eierkuchen? Mehr noch. Am 14. Oktober erscheint ihr gemeinsames Album „23”. Wie gut, dass Kollaboplatten (siehe Jay-Z und Kanye West „Watch the Throne”) im Rap angesagt sind. Aber bei Sido und Bushido spielten Marketing-Aspekte sicher keine Rolle – und wenn sie nicht gestorben sind, dann rappen sie noch heute.
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