Ossis und Obazda

Die Whitebox forscht, ob es nach der Leipziger nun auch eine Neue Dresdner Schule gibt
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Die Whitebox forscht, ob es nach der Leipziger nun auch eine Neue Dresdner Schule gibt

Der Kunstmarkt lebt von seinen Hypes, und einer der erfolgreichsten der letzten Jahre war der um die Neue Leipziger Schule. Auch wenn sich viele der Künstler um Neo Rauch, Tilo Baumgärtel oder Tim Eitel gegens Markenlabel sträubten, brachte es doch ungeahnte Aufmerksamkeit für virtuos gemalte, blühende Landschaften.

Dresden hingegen, die eigentliche Kunst- und Kulturstadt des Ostens, stand in der Hinsicht bislang im Schatten der Marketing-Genies von der Elster. Da ist es umso verdienstvoller, dass die Künstlerin und Kuratorin Gotlind Timmermanns nun in der Münchner Whitebox im Rahmen der „All about...“-Reihe eine subjektive Bestandsaufnahme der Dresdner Szene versucht.

Überwiegend expressiv und nah am Leben

Schnell wird beim Blick auf die 51 Exponate von 13 Künstlern in der riesenhaften alten Fabrikhalle klar, wie spannend die Frage nach einer Neuen Dresdner Schule ist. Auf jeden Fall ist sie heterogener als die Leipziger. Da hängt ein surrealistisches „Labyrinth“ von Eckehard Fuchs neben geheimnisvollen unglasierten Porzellanskulpturen von Kirsten Jäschke, die Lederfutteralen aus dem Grünen Gewölbe nachempfunden sind, mit denen einst August der Starke auf kulturelle Angeber-Tour ging. Da hüpft ein lustiges „Hope“-Lichtzeichen von Paul Elsner in einer Raumecke hin und her, fliegen kraftvoll-morbide Vogelskelette in Tempera oder Tusche übers Papier von Ingo Garschke, öffnen sich vielschichtige, barocke Spielzeugwelten auf Ölbildern von Bernhard Staerk und zucken Zornesausbrüche in Acryl von Theo Boettger.

Die gemeinsame Klammer dieser Dresdner ist zum einen ihre Generation: Die meisten wurden in der DDR geboren, wirkten als Künstler aber erst im Nach-Wende-Osten. Zum anderen sind sie überwiegend expressiv, nah am täglichen Leben und – ein kleiner Seitenhieb von Timmermanns Richtung Leipzig – „verharren nicht in Fotomalerei“. Sie fühlen sich offenkundig wohl in ihrer barocken Stadt, was in der Kunstwelt ja nicht selbstverständlich ist. Und als ob es noch eines Beweises für sinnenfrohe Aufgeschlossenheit gebraucht hätte: Zum Eröffnungs-Büfett wünschten sich die Sachsen einen bayerischen Obazdn.

Michael Grill

Bis 19.4. in der Kultfabrik (Grafinger Straße 6), Do – Fr 17 – 21 Uhr, Sa, So 15 – 20 Uhr

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