Oscarpreisträger Karl Malden mit 97 gestorben

New York/Los Angeles (dpa) - Mit seiner vom Sport zerbeulten Nase rechnete sich Karl Malden in Hollywood anfangs wenig Chancen aus.
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New York/Los Angeles (dpa) - Mit seiner vom Sport zerbeulten Nase rechnete sich Karl Malden in Hollywood anfangs wenig Chancen aus.

«Ich wusste, dass ich kein Hauptdarsteller bin. Schauen Sie sich doch mal mein Gesicht an», sagte der US-Schauspieler einmal. InNebenrollen brillierte der Charakterkopf dafür umso mehr. Vor allem in den 50er und 60er Jahren spielte er in zahlreichen Kinoklassikern mit. Für die Tennessee-Williams-Verfilmung «Endstation Sehnsucht» erhielt er 1952 einen Oscar.

Seinen größten Coup landete Malden jedoch in den 70er Jahren als Kommissar Mike Stone in der TV-Serie «Die Straßen von San Francisco», die ihn an der Seite von Michael Douglas rund um die Welt berühmt machte und ihm mehrere Emmy-Nominierungen eintrug. Am Mittwoch starb er mit 97 Jahren in seinem Haus in Brentwood in Los Angeles im Schlaf - die Familie an seiner Seite.

«Ich habe so ein unglaubliches Glück in meinem Leben gehabt», zog er einmal Bilanz. In Wirklichkeit waren es wohl eher Einsatz, Talent und Leidenschaft, die den einstigen Stahlarbeiter aus Indiana zu einem gefragten Filmstar machten. Vor allem Elia Kazan hielt große Stücke auf ihn. 1947 stand er unter dessen Regie schon bei der Uraufführung des Dramas «Endstation Sehnsucht» am Broadway neben Marlon Brando auf der Bühne.

Der Oscar, den er fünf Jahre später für die Filmversion erhielt, hat auch selbst ein kleines Drama hinter sich. Als Malden den «Goldjungen» 1985 zur Neubeschichtung an die Herstellerfirma in Chicago schickte, bekam er - zunächst unbemerkt - eine Fälschung zurück. Erst als das Original 2006 im Internet zum Verkauf angeboten wurde, flog der Schwindel auf. Die Anbieter wurden verklagt und mussten das gute Stück wieder herausrücken.

Eine zweite Oscar-Nominierung holte sich Malden in der Rolle des mutigen Paters Corrigan in Elia Kazans Romanverfilmung «Die Faust im Nacken» (1954). Weitere eindrucksvolle Auftritte hatte er an der Seite von Montgomery Clift in «Ich beichte» (1953), neben Burt Lancaster in «Der Gefangene von Alcatraz» (1962) und neben Steve McQueen in «Cincinnati Kid» (1965).

Eine überzeugende Hauptrolle spielte er 1956 im damals skandalumwobenen Film «Baby Doll» als lüsterner Archie Lee. Der Ehemann einer Kind-Frau (Carroll Baker) muss das nur scheinbar arglose Mädchen Tag und Nacht im kurzen Hemdchen betrachten und warten, dass es «reif zur Ehe wird». Tennessee Williams hatte die Vorlage geschrieben, Elia Kazan Regie geführt, die meisten Kritiker waren begeistert - aber die US-Moralwächter sahen nur «Schmutz».

1984 gewann Malden einen «Emmy» für den TV-Film «Fatal Vision». Fünf Jahre später wurde der Schauspieler, der schon immer einer der respektiertesten Sprecher Hollywoods gewesen war, zum Präsidenten der renommierten Oscar-Akademie in Los Angeles gewählt und blieb das bis 1993.

Als Kind einer tschechischen Mutter und eines serbischen Vaters am 22. März 1914 in Chicago geboren, hatte Malden eine stürmische Jugend hinter sich. Mehrmals brach er sich beim Basket- und Footballspiel die Nase. «Ich bin der einzige Schauspieler Hollywoods, der wegen seiner Nase einen Behindertenausweis beim Parken bekommen könnte», juxte er einmal. Als ihm ein Trainer verbot, zu einem Basketball- Spiel in der Schule zu erscheinen, verließ er kurzerhand das College und verdiente sich als Stahlarbeiter Geld für die Schauspielschule.

Klatsch gab es selten über ihn. 1938 heiratete er seine Kollegin Mona Graham, bekam zwei Töchter mit ihr und ließ sich nie scheiden. Im vergangenen Dezember hatte das Paar seinen 70. Hochzeitstag - eine der längsten Ehen Hollywoods. Bei der Feier sagte Malden zu seiner Frau: «Wenn ich sterbe, macht bitte nichts anderes als eine Party.»

Malden wirkte in rund 70 Kinoerfolgen und zahlreichen Fernsehfilmen mit. Eine Auswahl:

1951: «Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire)» - Für die Hauptrolle in der Verfilmung des Dramas von Tennessee Williams bekam Malden einen «Oscar». In weiteren Rollen spielten Marlon Brando und Vivien Leigh, Regie führte Elia Kazan. Bereits 1947 bei der Theater-Uraufführung des Welterfolgs stand Malden auf der Bühne.

1954: «Die Faust im Nacken (On the Waterfront)» - In diesem Kazan-Streifen im Milieu der New Yorker Hafenarbeiter verkörpert der ehemalige Stahlwerker Malden einen engagierten Priester. In weiteren Rollen: Marlon Brando, Lee J. Cobb, Rod Steiger. Die Filmmusik schrieb Leonard Bernstein.

1956: «Baby Doll - Begehre nicht des anderen Weib (Baby Doll)» - Unter der Regie von Elia Kazan spielt Malden den Ehemann einer Kindfrau. Tennessee Williams schrieb die literarische Vorlage und verfasste zusammen mit Kazan das Drehbuch des damals skandalträchtigen Films.

1972-1977: «Die Straßen von San Francisco (The Streets of San Francisco)» - Für diese Fernsehserie verkörperte Malden in rund 120 Folgen den Polizisten Mike Stone. Die TV-Reihe an der Seite von Michael Douglas machte den US-Schauspieler auch einem breiten Publikum in Deutschland bekannt.

1984: «Ich bin kein Mörder (Fatal Vision)» - Für seine Darstellung in diesem auf tatsächlichen Ereignissen beruhenden Fernsehfilm erhielt Malden einen «Emmy». Regie führte David Green.

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