Oscar-Hit "Gravity": Deshalb zog Tess Gerritsen vor Gericht

Tess Gerritsen schreibt nicht nur ihre berühmten "Rizzoli & Isles"-Thriller. Wie "Totenlied" bei den Lesern ankam und warum sie gegen ein Hollywood-Studio vor Gericht zog, erklärt sie im Interview.
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Tess Gerritsen schreibt nicht nur ihre berühmten "Rizzoli & Isles"-Thriller. Wie "Totenlied" bei den Lesern ankam und warum sie gegen ein Hollywood-Studio vor Gericht zog, erklärt sie im Interview.

US-Bestsellerautorin Tess Gerritsen (63) nimmt es auch mit Hollywood auf. Sie hatte 1999 die Filmrechte an ihrem Buch "Gravity" ("In der Schwebe") verkauft. 2013 kam der Oscar-prämierte Streifen "Gravity" in die Kinos. Basiert der Film auf Gerritsens Buch? Die 63-Jährige zog vor Gericht. Wie es ihr ergangen ist, erzählt sie im Interview mit spot on news. Und auch, warum ihr neues Buch "Totenlied" (Limes Verlag, 320 Seiten, 14,99 Euro) ganz anders geworden ist. In dem Roman stößt Violinistin Julia in Italien auf ein besonderes Musikstück, das auf ihre kleine Tochter einen unheimlichen Einfluss zu haben scheint...

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"Totenlied" unterscheidet sich in vieler Hinsicht von Ihren anderen Romanen...

Tess Gerritsen: Ja. Eigentlich fing alles damit an, dass ich an meinem Geburtstag in Venedig war. Wir haben mit etwas zu viel Wein gefeiert und anschließend hatte ich einen Alptraum von einem kleinen Kind. Meine Tochter war zu dieser Zeit schwanger mit meinem ersten Enkel. Später ist mir dann klargeworden, dass ich mir wohl im Schlaf Gedanken gemacht habe, wie das Baby sein wird. Natürlich ist es kein Monster geworden - "Totenlied" dafür aber mein erstes Buch, das durch einen Traum inspiriert wurde und das erste Buch, das mit Musik zu tun hat.

Wie haben Ihre Leser auf diese Geschichte reagiert, die in der heutigen Zeit beginnt und zurückgeht in das Italien des Zweiten Weltkriegs und die Judenverfolgung?

Gerritsen: Viele lieben das Buch, einige haben aber schon beim ersten Kapitel aufgehört. Wohl weil sie wirklich dachten, das kleine Kind sei ein Killer. Es ist einfach eine andere Art von Buch, das vielleicht auch andere Leser anspricht.

Im Mittelpunkt des Buchs steht ein Musikstück, das einen unheimlichen Einfluss auf dieses kleine Kind zu haben scheint. Wie entstand dieser besondere Walzer?

Gerritsen: Ich habe die Musik sehr detailliert beschrieben und das muss in mein Unterbewusstsein eingedrungen sein. Ich hatte einen weiteren Traum - von der Melodie. Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht und konnte das Stück am Klavier spielen, zumindest das erste Drittel. Es ganz zu komponieren, hat sechs Wochen gedauert. Das war mal ein ganz anderes Projekt für mich... In dem Buch passieren jedes Mal, wenn Julia das Stück spielt, schreckliche Dinge mit ihrer kleinen Tochter. Aber niemand anderes hat diese Sachen beobachtet und niemand glaubt ihr: Wird Julia also verrückt, ist die Dreijährige böse oder ist etwas ganz anderes passiert?

Sie haben mit Ihrem Sohn gerade einen Horrorfilm gedreht. Um was geht es darin?

Gerritsen: Es geht um eine Insel vor der Küste Maines, die von Fischern bewohnt wird. Sie sind auf die Fähre angewiesen, die ihnen alle paar Tage die nötigen Sachen bringt. Eines Tages kommt diese aber nicht, auch die Telefonverbindung funktioniert nicht mehr. Einer der Fischer wird zum Festland geschickt, um herauszufinden, was passiert ist, aber sein Boot kommt nicht zurück. Später finden sie es, allerdings verlassen. Die Inselbewohner müssen in Erfahrung bringen, warum sie plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten sind - und was die Leute tötet. Die Arbeit daran hat wirklich Spaß gemacht, der Film ist zu Beginn voller Spannung und wird dann auch blutig. Der Streifen soll bald auf Filmfestivals gezeigt werden.

Was mögen Sie am Horror-Genre?

Gerritsen: Ich bin mit Schwarz-Weiß-Horrorfilmen wie "Dracula" aufgewachsen. Es hat mich gereizt, so etwas auszuprobieren. Mit einer Ausnahme: Mir gefällt nicht, dass Horror-Filme oft Teenager in den Hauptrollen haben. Bei uns geht es um Fischer auf einer Insel - und der Held der Geschichte ist eine 58-jährige Frau.

Mit der Filmbranche haben Sie aber nicht nur gute Erfahrungen gemacht...

Gerritsen: Bald erscheint ein Buch mit dem Titel "Hollywood versus the author", darin bekomme ich ein ganzes Kapitel. Je öfter ich mit Autoren spreche, desto öfter höre ich die gleiche Geschichte. Sie haben ihren Stoff an Studios verkauft, dort hieß es: Wir machen keinen Film daraus. Einige Jahre später erscheint der dann aber doch. Nur dass der Autor dann außen vor ist.

Was haben Sie gedacht, als Sie "Gravity" gesehen haben?

Gerritsen: Die Spezialeffekte sind großartig. Der Film ist wunderschön gemacht. Aber es gibt darin so viele vertraute Elemente. Das kann kein Zufall sein. Ich engagierte dann einen Anwalt und klagte in Los Angeles. Dort haben in den vergangenen Jahren allerdings schon zahlreiche Autoren gegen Studios vor Gericht verloren. Ich hatte die Filmrechte an eine Firma namens New Line verkauft, Warner Bros. hat diese Firma aufgekauft und später dann den Film gemacht. Vor Gericht gaben sie an, dass sie den Vertrag nicht geschlossen hätten, sondern New Line. Ich musste irgendwann erkennen, dass ich keine Chance habe, zu gewinnen. Es ist mir jetzt wichtiger, darüber zu reden als weiter kostspielige Prozesse zu führen, die mich zum Schweigen verpflichten würden.

Tess Gerritsens neues Buch heißt "Totenlied" Foto:Limes Verlag

Sie haben erst als Ärztin gearbeitet und sind dann Schriftstellerin geworden. Wie beurteilen Sie, dass Hillary Clintons Gesundheitszustand zum Wahlkampfthema wurde?

Gerritsen: Das ist ein Fake-Thema. Viele Menschen bekommen eine Lungenentzündung. Immer wenn ich eine Lesereise unternehme, bekomme ich eine Erkältung. Man schüttelt Hände, ist dauernd im Flugzeug, natürlich wird man da leicht krank. Das heißt nicht, dass etwas mit Clintons Gesundheitszustand nicht stimmt, es heißt nur, dass der Wahlkampf sehr stressig ist. Ich mache mir keine Sorgen um sie.

Und was denken Sie über Donald Trump?

Gerritsen: Ich weiß nichts über seinen Gesundheitszustand, daraus macht er ein Geheimnis. Aber ich weiß, dass ich ihn nicht als Präsident haben will.

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