Opulent statt ironisch kühl
Es war ein Geschäft von einiger Größe: Knapp 20 Millionen Euro haben die „Buddenbrooks“ von Breloer gekostet, die aufwändigste rein deutsche Produktion seit Petersens „ Boot“.
Es war ein Geschäft von einiger Größe: Knapp 20 Millionen Euro haben die „Buddenbrooks“ von Breloer gekostet, die aufwändigste rein deutsche Produktion seit Petersens „ Boot“. Vielleicht liegt es aber am Dokumentarfilmer-Herz bei Heinrich Breloer („Die Manns – ein Jahrhundertroman“), dass er Thomas Manns Nobelpreis-Roman „Die Buddenbrooks“ vor allem als treuer Handlanger der Handlung bebildert hat.
Weil sich aber der üppige Roman nicht einfach auf – immer noch epische – zweieinhalb Kinostunden-Länge zusammenschieben lässt, begegnet man einer Kaufmanns-Generation weniger, ist Tonys Tochter gestrichen wie auch manche Nebenfiguren. Dennoch spürt man eine ständige Hast, wenigstens alles Wesentliche zu erzählen. So aber kann sich keine Atmosphäre entfalten, bleibt die Figuren-Psychologie flach. Stattdessen stürzt sich der Film in schöne Kostüm-Schwelgereien und nostalgischen Lübecker Kulissenzauber, der sich in einem – von Breloer erfundenen – Ball bündelt, wie ihn berühmt schon Luchino Visconti in seiner „Leoparden“-Verfilmung als Gesellschaftsspiegel inszeniert hat.
Problematisch sind aber andere Hinzuerfindungen, die Kino- und TV-Zuschauer-Gewohnheiten geschuldet scheinen. (Der Film ist gleichzeitig als dreistündiger TV-Zweiteiler gedreht worden.) Denn während Thomas Mann mit Witz, aber geschichtspessimistischer Kühle den Verfall einer Familie erzählt, lässt Breloer übergroße Sterne blinken oder melodramatische Regenstürme sich Liebende (Tony und den nicht standesgemäßen Medizinstudenten Morten) in die Arme treiben – in einem romantischen Kitsch-Schiffswrack.
Und kurz blitzt sogar – gegen den Roman – eine, zugegeben interessante, Gedankenspielerei auf: Tonys (Jessica Schwarz) schnippischer Flirt mit dem neureichen Parvenü, dem Hagenströmsohn, hätte weitergedacht den Familienniedergang stoppen können.
Getragen wird Breloers Verfilmung aber von der guten Besetzung. Armin Mueller-Stahl spielt Jean-Johann Buddenbrook. Er ist als bildgewordenes Alter-Ego des bildungsbürgerlichen Thomas Mann ideal, wie auch August Diehl als nervenschwacher, haltloser Bohèmien-Sohn Christian.
Aber keiner soll – bei aller guter Unterhaltung – am Ende sagen: Er kenne die „Buddenbrooks“, nur weil er den Film gesehen hat. Adrian Prechtel
Kino: Arri, City, MaxX,
Mathäser, Münchner Freiheit, Kino Solln
R & B: Heinrich Breloer
K: Gernot Roll
M: Hans P. Ströer (D, 150 Min.)
- Themen:
- Münchner Freiheit
- Thomas Mann