Opernfestspiele: "Salome" im Nationaltheater

François-Xavier Roth dirigiert die Oper von Richard Strauss
Michael Bastian Weiß |
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Der Dirigent François-Xavier Roth ist noch Kölner Generalmusikdirektor und bald Chef des SWR-Symphonieorchesters.
Hartmut Naegele Der Dirigent François-Xavier Roth ist noch Kölner Generalmusikdirektor und bald Chef des SWR-Symphonieorchesters.

Es waren die Holzbläser, die Hörner und die Streicher, die sich beim offiziellen Jubiläumskonzert des Bayerischen Staatsorchesters neulich von ihrer Schokoladenseite zeigen konnten; das schwere Blech und das Schlagzeug hatten Pause. Doch nun steht die "Salome" von Richard Strauss auf dem Spielplan, und Trompeten, Posaunen, Tuba, Pauken, Xylophon, Tamburin und Kastagnetten holen ihre Party umso ausgelassener nach: schon toll, was da an sattem Blech und buntesten Akzenten aus dem Graben der Staatsoper tönt.

Natürlich sind die anderen auch wieder dabei. In all dem Wogen sorgt François-Xavier Roth mit seinem so effektiven wie charakteristischen Dirigierstil für Orientierung: Der designierte Chef des SWR-Symphonieorchesters schwimmt souverän auf den orchestralen Wellen und zeichnet durch eine Art von ununterbrochenem rhythmischen Auf- und Abtauchen seines Körpers, einer Boje gleich, den Grundpuls vor.

Keineswegs beschränkt sich der Franzose auf die Koordination, sondern er entdeckt in der Partitur eine Schicht, die häufig überdeckt wird: In laszivem Tempo überzieht er etwa den flirrenden Beginn mit einem klanglichen Schleier, der mehr von der samtpfötigen Gefährlichkeit eines Claude Debussy hat als von dekorativem Jugendstil.

Dieser schwüle Dunst legt sich, sobald Jochanaan aus der Zisterne geholt ist. Nur hier hätte Roth auf Dauer den Glanz des Blechs ein wenig stärker dämpfen sollen, denn dem noblen Bariton von Wolfgang Koch fehlt die prophetische Monumentalität, auch der heilig zürnende Eifer, mit dem er sich gegen die orchestrale Gewalt behaupten könnte.

Camilla Nylund in der Titelrolle hat es leichter. Ihr naturhaft ungetrübter Sopran dringt allein durch die Klarheit der Linienführung durch jeden Tumult. Sie ist eine Salome, die weniger mit sündigem Timbre verführt als durch ihre von jeder Moral unbeleckte Naivität besticht. Die Verderbtheit bringen erst Herodias und Herodes ins Spiel: Michaela Schuster durchläuft mit ihrem bombastischen Mezzosopran die Entwicklung von gelangweilter Kälte hin zu furienhaftem Kreischen, Gerhard Siegel überzeichnet die Komik seiner Rolle nicht, lässt sie vielmehr subtil durchscheinen.

Exzellent sind die Nebenrollen besetzt, man höre nur auf die tenorale Ekstase des Narraboths von Evan LeRoy Johnson. Dass sich auf der Bühne alle so schön in ihre Rollen hineinsteigern können, liegt nicht zuletzt auch an dem Sog, den das Bayerische Staatsorchester im Graben so unwiderstehlich entfacht.

Wieder am 14. Juli (20 Uhr) im Nationaltheater, Restkarten unter Telefon 2185 1920

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