Oper zum Anfassen

Wenn am 24. Juni die Opernfestspiele beginnen, steht München wieder für fünf Wochen im Festivalglanz. Zum Auftakt bietet bereits im neunten Jahr die UniCredit Festspiel-Nacht Oper zum Anfassen bei freiem Eintritt in den Fünf Höfen. Letztes Jahr kamen mehr als 15 000 Fans. Florian Scholz und Viktor Schoner haben das Programm zusammengestellt.
von  Abendzeitung

Wenn am 24. Juni die Opernfestspiele beginnen, steht München wieder für fünf Wochen im Festivalglanz. Zum Auftakt bietet bereits im neunten Jahr die UniCredit Festspiel-Nacht Oper zum Anfassen bei freiem Eintritt in den Fünf Höfen. Letztes Jahr kamen mehr als 15 000 Fans. Florian Scholz und Viktor Schoner haben das Programm zusammengestellt.

FLORIAN SCHOLZ: Die Festspielnacht lehnt sich thematisch wieder an die Eröffnungspremiere an. Heuer ist das Puccinis "Tosca". Weil sich die Geschichte um eine berühmte Sängerin dreht, bilden Diven das Leitmotiv. Ausserdem wollen wir zeigen, welches Potenzial im Staatsorchester, dem Opernchor und dem Ensemble steckt.

Haben Sie keine Angst vor Diven?

VIKTOR SCHONER: Wir sind im Umgang geübt. Die meisten Diven sind vorher relativ schwierig. Nach ihrem Auftritt fragt man sich regelmässig, was das Problem war.

Es heisst immer, Diven würden langsam aussterben.

SCHONER: Es gibt sie noch, auch im Ensemble der Staatsoper. Aber wir haben uns Verstärkung von ausserhalb geholt: Meret Becker ist eine Chansonniere und zugleich Diva des deutschen Films. Sie singt ab 23 Uhr in der Kundenhalle. Auch Alex Esposito, unser neuer Leporello, ist eine männliche Diva im besten Sinn des Worts: unkompliziert und trotzdem eine tolle Opernfigur. Er ist mit anderen Sängern am gleichen Ort ab 21.30 Uhr zu hören.

Wann sollte man kommen?

SCHOLZ: Der Abend beginnt um 20 Uhr in den Spielstätten rund um die Fünf Höfe. Wir sind froh, dass die Salvatorkirche nach der Renovierung wieder zur Verfügung steht. Dort gibt es Kammermusik und einen Auftritt von "Vokal atonal", ein Ensemble aus unserem Opernchor, das Musik von Olivier Messiaen und Francis Poulenc singen wird.

SCHONER: Zu den Diven zähle ich auch den Tölzer Knabenchor. Einer ihrer Solisten singt den Hirten in "Tosca". Dieses exklusive Ensemble singt auf der Open-Air-Bühne ab 20 Uhr europäische Volkslieder als Geschenk an die Stadt München.

Gibt es Fluchtmöglichkeiten vor der vielen Musik?

SCHOLZ: Aber gewiss. Die Ausstellung "Herta Müller. Der kalte Schmuck des Lebens" im Literaturhaus ist von 19 bis 24 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Den Germanisten Dieter Borchmeyer würde ich zwar nicht direkt eine Diva nennen. Er liefert sich um 20 Uhr bei Hugendubel ein Streitgespräch mit Siegfried Mauser über Mozarts rasende Weiber. Später liest dort C. Bernd Sucher einen eigenen Text über Chopins Geliebte Georges Sand.

Ist Ihr Intendant Nikolaus Bachler auch eine Diva?

SCHONER: Dazu erwarten Sie doch nicht im Ernst eine Antwort. Er wird durch den Abend führen, soweit es ihm möglich ist, weil gleichzeitig die Generalprobe von "Tosca" in der Staatsoper läuft. Natürlich wirkt auch Kent Nagano mit. Er ist keine klassische Diva, aber ein toller Künstler. Mit Musikern des Staatsorchesters und dem Bariton Nikolay Borchev führt er ab 22 Uhr Lieder von Poulenc auf.

Spielt der neue Pavillon am Marstallplatz auch mit?

SCHOLZ: Ja. Ab 21 Uhr gibt es eine Nacht der Offenen Tür mit Musikstudenten. Es ist die erste und letzte Möglichkeit, den Raum ohne Veranstaltung zu besuchen.

Gibt es einen Ausblick auf "Die Schweigsame Frau", die zweite Festspielpremiere?

SCHONER: Die Mitwirkenden Franz Hawlata und Catherine Wyn-Rogers gehen bei der Eröffnung um 20 Uhr gleich in medias res. Es lohnt sich also, früh zu kommen.

Haben wir irgendwas vergessen?

SCHOLZ: Besonders gefällt und noch die Diseuse und Schauspielerin Teresa Weissbach mit ihrem Chanson-Programm "In der Bar zum Krokodil". Elena Tsagallova, derzeit in Mayrs "Medea in Corinto" zu erleben, singt um 23 Uhr mit Nikolay Borchev Lieder und Duette. Es ist uns wichtig zu zeigen, was für tolle Leute in unserem Ensemble singen.

SCHONER: Das ganze Programm lässt sich nicht aufzählen. Interessant ist gewiss auch ein wanderndes Wahrsagerinnenzelt der Falckenberg-Schule, das den ganzen Abend von Ort zu Ort zieht.

Was war Ihr bisher schlimmstes Diven-Erlebnis?

SCHOLZ: Angela Gheorghiu, die immer sagt, sie wolle keine Schwierigkeiten machen. Trotzdem: Sie hat eine wunderbare Stimme.

SCHONER: Bei mir war es Roberto Alagna in Paris. Er hat am Mittag vor einer Silvester-Gala abgesagt. Aber wir hatten Schwein: Rolando Villazon war in der Stadt. Damit muss man im Theater leben: Diven sind mal fragile Göttinnen auf der Suche nach Perfektion.

Robert Braunmüller

Fünf Höfe, Theatinerstrasse, Fr, 25. Juni, 20 Uhr bis 24 Uhr, im Anschluss After-Show-Clubbing in der Kundenhalle bis 3 Uhr

Das Programm als PDF-Download www.unicredit-festspiel-nacht.de

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