Oliver Pochers neue Show: Von genialisch bis unterirdisch

Er ist ein Phänomen: Oliver Pocher bestätigt mit seinem zweites Soloprogramm „Gefährliches Halbwissen“ schwungvoll alle Vorurteile. Ein Abend voller Trash und Klamauk.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

MÜNCHEN - Er ist ein Phänomen: Oliver Pocher bestätigt mit seinem zweites Soloprogramm „Gefährliches Halbwissen“ schwungvoll alle Vorurteile. Ein Abend voller Trash und Klamauk.

Oliver Pocher ist ein besonderes Phänomen unter den Comedians: Obwohl schon in den Dreißigern, zieht es fast ausschließlich die Teenies zu seinen Auftritten. Im zwei Mal hintereinander ausverkauften Circus Krone zeigte er sein fast zweieinhalbstündiges, zweites Soloprogramm „Gefährliches Halbwissen“. Schon der Titel macht klar, dass Pocher hier nicht etwa sein Harald-Schmidt-Abenteuer fortsetzen, sondern mit Trash und Klamauk wieder ganz bei sich sein will.

Bunte Abfolge von Episoden

Das Programm ist somit einfach eine bunte Abfolge von Episoden aus Pochers Leben (Fußball, Freundin, USA-Reise), Parodien und Improvisationen. Da steckt mehr drin als bei manch anderem mit durchkomponierter Satire-Show, denn Pocher ist das schlagfertigste Unterhaltungstalent im Land. Wenn er live die nichtsahnende Freundin einer Zuschauerin zuhause anruft, diese samt ihrer Partygäste in die Show kommen lässt, wenn er Sicherheitsmänner oder Zwischenrufer in Gespräche verwickelt oder vier stiernackige 14-jährige Realschüler aus der ersten Reihe verarscht, dabei viele rote Humor-Fäden spinnt, die er im Laufe der Show immer wieder aufnimmt – dann hat das etwas Genialisches. Niemand kann so gut wie Pocher mitten unter Leuten stehen und großartigen Blödsinn machen.

Doch Pochers Problem ist und bleibt, nach unten keine Grenzen zu kennen. Er macht sich mehrmals über die HIV-Infektion einer Sängerin lustig und nennt diese eine „dumme Kuh“. Er sagt einem Zuschauer auf der Bühne, er sei ein „Herz-As-Typ“ und deswegen sicher manchmal „bei der Freundin im As“. Er kalauert, dass München „ohne Türken sauber, sicher, aufgeräumt“ wäre. Er zeigt sein Visa-Formular für die Einreise in die USA, auf dem nach der Beteiligung an Nazi-Verbrechen zwischen ’33 und ’45 gefragt wird – und schlägt vor, als Retourkutsche nach Deutschland einreisende Amerikaner zu fragen, ob sie „zwischen 1894 und 1906 Indianer getötet haben“.

Kein Sensorium

So sehr man sich auch schüttelt: Dieser Stumpfsinn trübt den Spaß am Rest der Show doch erheblich ein. Das Zirkuszelt lachte und grölte zwar ununterbrochen, und sicher dachte niemand etwas wirklich Böses. Doch ist es von einem hochtalentierten Comedian zuviel verlangt, ein Sensorium zu entwickeln, ab wann lustiges Halbwissen wirklich gefährlich wird?

Michael Grill

Zusatzauftritt am 22.9.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.