Nur ein Schlager im Zirkus
MÜNCHEN - Tischtennis im Zirkus Krone, Ochsenhausen gegen Niederösterreich: Was nützt die beste Verpackung, wenn der Inhalt nicht stimmt?
Ein würdiger Rahmen? Der Circus Krone ist nicht mal zu einem Drittel gefüllt, vielleicht 500 Zuschauer, und diejenigen, die zu spät kommen, weil sie noch wie gut zehn Millionen andere ein Fußballspiel vorm Fernseher verfolgt haben, verpassen auch noch den einzigen sportlichen Höhepunkt des Abends. Ein Niederösterreicher namens Werner Schlager bezwingt einen zum "Cristian Ronaldo des Tischtennis" hochgejazzten Portugiesen (Tiago Apolonia) mit 11:9 im 5. Satz. Es ist Ochsenhausens einzige Chance auf einen Punkt.
Ochsenhausen? Niederösterreich? Apolonia? Schlager? Was nützt die beste Verpackung, wenn der Inhalt nicht stimmt, weil man nichts damit anzufangen weiß? Liebherr Ochsenhausen, das auf dem Mannschaftsposter für einen Kranhersteller wirbt, verliert in München ein Heimspiel, das keines ist, glatt mit 0:3, und statt Akrobaten bleiben unter der spärlich besetzten Zirkuskuppel allenfalls traurige Clowns in Erinnerung.
Womit wir bei "Fools Garden" wären. Was Niederösterreich der Schlager (Sensations-Weltmeister 2003), ist "Fools Garden" der "Lemon Tree": ein One-Hit-Wonder. "Sie dürfen ruhig ein bisschen nach vorne kommen", sagt der Zirkus-Direktor, als die Band nach dem Match die Bühne betritt, "das ist erfahrungsgemäß ganz schön für die Musiker." Der Sänger freut sich: "Schön, dass ihr alle geblieben seid", und damit dies auch eine Weile anhält, spielen "Fools Garden" den Hit ihres Lebens möglichst spät.
Nach einer Stunde ist´s um den Zitronenbaum geschehen, die Band danach noch längst nicht fertig, die Manege aber schlagartig leer. Es ist davon auszugehen, dass der Veranstalter keinen großen Gewinn gemacht hat. Das Finanzamt wird es eh unter "Liebhaberei" verbuchen.
Gunnar Jans
