Nichts trübte, alles aufs Schönste

Klassik am Odeonsplatz: Juraj Valcuha dirigierte am Samstag die Münchner Philharmoniker, die Cellistin Sol Gabetta holte das 2010 ins Wasser gefallene Konzert auf wunderbare Weise nach
Robert Braunmüller |
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An so einem Tag möchte man dem Herrgott danken, dass man in München geboren wurde und nicht sonst irgendwo“, zitierte Christian Ude sich selbst bei der Begrüßung. Der Oberbürgermeister sprach den 7500 Zuhörern aus dem lokalpatriotischen Herzen: Nach einer Woche mit täglichem Abendgewitter trübte kein Wölkchen den blauen Sommerhimmel – ideale Voraussetzungen für das Konzert der Münchner Philharmoniker bei „Klassik am Odeonsplatz“.

Der junge slowakische Dirigent Juraj Valcuha dirigierte ein Programm, das 2010 wegen eines nahenden Unwetters ausfallen musste. Auf Smetanas schwungvolle Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“ folgte das Cellokonzert von Antonin Dvorák. Es eignet sich wegen der im Konzertsaal heiklen Klang-Balance zwischen Solo und Orchester besonders gut für eine elektronisch verstärkte Frischluftaufführung.

Im vorderen Drittel des Platzes jedenfalls war alles optimal abgemischt. Sol Gabetta spielte das beliebteste aller Konzerte für ihr Instrument schlank und unsentimental. Lustvoll betonte sie das kammermusikalische Zusammenspiel mit den – wie immer exzellenten – Bläser-Solisten des Orchesters der Stadt. Konzertmeister Julian Shevlin riskierte vom ersten Pult der Geigen im langsamen Satz ein paar schmachtende Blicke – im Interesse der musikalischen Kommunikation. Die heftige Zuneigung des Publikums erwiderte die argentinische Cellistin mit einem Musikrätsel: Die leider nicht angesagte Zugabe war übrigens Alexander Glasunows „Sérénade espagnole“.

Bei Modest Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ in der Orchesterfassung von Maurice Ravel vermieden Valcuha und das Orchester nach der Pause jene brachiale Rohheit, die einem diesen Reißer ziemlich verleiden kann. Der Saxofonist behandelte das „Alte Schloss“ mit ausgesuchter Diskretion, im „Bydlo“ wurde der Ochsenkarren nicht mit einer Planierraupe übermalt. Wiederum bestätigte sich die Erfahrung, dass und sensibles Orchesterspiel auf dem Odeonsplatz einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen als muskuläre Wirkungen.

Für die heftige Begeisterung nach dem „Großen Tor von Kiew“ bedankten sich die Philharmoniker mit Dvoráks „Slawischem Tanz“ Nr. 8. Auch hier hätte ein nettes Wort den Abend ein bisschen menscheln lassen. Der Beifall hätte mühelos für eine weitere Zugabe ausgereicht. Ihr Fehlen war auch schon das einzige Wölkchen über diesem schönen Tag, der Event und Kunst am Odeonsplatz wieder auf das Schönste miteinander versöhnte.

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