Nicht ganz der Boss

John Mellencamp spielt im Circus Krone und stilisiert sich zur Legende
Christian Jooß |
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Am Ende steht er da – das schwarze Hemd durchgeschwitzt, aufgeknöpft. Die Ärmel über den Bizeps hochgekrempelt. Die Telecaster in Butterscotch Blonde. Und man kriegt diesen Bruce-Springsteen-Vergleich nicht mehr aus dem Kopf. Er lässt die Liebe in Flamen aufgehen – „Paper In Fire”. Schüttelt mit „Pink Houses” über Amerika den Kopf. Schreibt sich seinen Epitaph mit „If I Die Sudden”. Gibt uns den Rest mit „R.O.C.K. In The U.S.A.”

Film statt Vorband

John Mellencamp, der über den gut gelaunten Rock der 80er zur uramerikanischen Musik fand und das Cougar aus seinem Namen strich, hat den Circus Krone ausverkauft. Mandoline, Akkordeon und Fiddle machen, nebst Band-Instrumentarium, den Folk-Rock fett. Mellencamps letzte Suchreise, die in dem von T-Bone Burnett produzierten Album „No Better Than This” mündete, bekommt man statt Vorband in einem gut einstündigen Dokufilm von Kurt Markus vorgesetzt. Reizende Handkamera-Gegenlicht-Super-8-Woodstock-Ästhetik, die vor Konzertpublikum nicht zündet: Pfiffe, Buhs.

Hungrigste Partymusik

Mellencamp in den Sun Studios vor einem Elvis-Bild, Mellencamp im selben Hotelzimmer, in dem einst Robert Johnson aufnahm. Ein schöner Film, den man wünscht, nicht gesehen zu haben. Denn es ist klar, wie sich Mellencamp, der sich als aufgenommen in die Rock and Roll Hall of Fame und Träger des Woody Guthrie Award ankündigen lässt, wahrgenommen werden möchte. Handwerklich ist der Abend unangreifbar von Johns kraftrauer Stimme über sein rudimentäres Gitarrenspiel bis zum lässig durch die Boom-Chicka-Boom-Country-Licks tänzelnden Gitarristen Andy York. Allein: Mellencamps zündendste Lieder sind – „Jack & Diana” – hungrigste Partymusik, die dir beim nächsten und übernächste Bier kumpelig das Leben erklären. Wenn Mellencamp sich als amerikanische Erbmasse empfiehlt – „The Death Letter”, „The West End” – spürt man, dass zur Legende eine Ecke fehlt. Es wäre doch gut, wie es ist.

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