Neue Einsicht erwünscht

"Zukunft Bayreuth“ - Wie die Komponisten- Urenkelinnen Eva und Katharina die Bayreuther Festspiele nach Wolfgang Wagner reformieren wollen.
von  Abendzeitung

"Zukunft Bayreuth“ - Wie die Komponisten- Urenkelinnen Eva und Katharina die Bayreuther Festspiele nach Wolfgang Wagner reformieren wollen.

"Zukunft Bayreuth“ nennen Eva Wagner-Pasquier (63) und Katharina Wagner (30) ihr Konzept für die künftige Leitung der Bayreuther Festspiele. Auf neun Seiten beschreiben die beiden Halbschwestern, wie sie das Wagner-Festival führen wollen, falls sie am 1. September vom Stiftungsrat zu Nachfolgerinnen ihres dann 89-jährigen Vaters Wolfgang Wagner gewählt werden sollten.

Zur Sicherung der musikalischen Qualität soll Christian Thielemann als Berater gewonnen werden, der über 2015 hinaus ohnehin in jedem Festspielsommer in Bayreuth präsent ist. Weitere Spitzendirigenten sollen ebenso verpflichtet werden wie „Dirigenten, deren Herkunft aus der historischen Aufführungspraxis einen neuen, aufschlussreichen Blick auf Wagners Partituren verspricht“. Bei der Auswahl der Regisseure will man auf eine „erkennbare Handschrift, die neue Einsicht in Wagners Musikdramen verspricht“, ebenso achten wie auf „eine Mischung unterschiedlicher Regieansätze“.

„Neue Vermittlungsformen“

Auch weiterhin wollen die Schwestern in Bayreuth nur Wagner spielen. Auch der Kanon von „Holländer“ bis „Parsifal“ soll nicht angetastet werden. Von den Frühwerken halten sie wenig: Allenfalls „Rienzi“ könnte „überlegenswert“ sein; die „Feen“ und das „Liebesverbot“ dagegen nicht. Unrealistisch sei auch eine Verlängerung der Festspiele.

Breiten Raum im Konzept nehmen „neue Vermittlungsformen“ ein. Bayreuth sei zuletzt „nicht grundlos“ eine unzureichende Medienarbeit vorgeworfen worden. Das wollen sie mit einem neuen Internet-Auftritt, Live-Übertragungen auf öffentliche Plätze, ins Fernsehen und in Kinos, CD- und DVD-Auswertung ändern. Damit könnten neue und jüngere Publikumsschichten angesprochen werden.

„Wir beide sind bereit"

Alle Entscheidungen über den Spielplan, Dispositionen, Konzeptionen, Dirigenten, Regisseure und Ausstatter sollen gemeinschaftlich getroffen werden. Im Alltag will sich Eva Wagner-Pasquier um künstlerische Verträge und das Casting kümmern, Katharina Wagner um Produktionsleitung, PR und Marketing. „Aufgrund ihres Alters und ihrer Arbeit als Regisseurin wird Katharina Wagner gleichsam das junge ,Gesicht’ der Festspiele sein, sie steht für ein modernes Wagner-Bild und kann somit auch ein jüngeres Publikum für Wagner begeistern“, heißt es in dem Papier.

Eva Wagner-Pasquier stehe für musikalische Qualität, für Planungssicherheit, den verantwortlichen Umgang mit Geld und die Einbindung der Festspiele ins weltweite Operngeschehen. Die Schwestern schließen mit den Worten: „Wir beide sind bereit, unsere Erfahrungen und Fähigkeiten einzubringen und sind uns unserer großen Verantwortung bewusst, die Bayreuther Festspiele zu führen.“

Stephan Maurer

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.