„Narcissus und Echo“: Quark aus der präfeministischen Ära
Die Uraufführung von Jay Schwartz‘ Kammeroper „Narcissus und Echo“ bei den Opernfestspielen in der Allerheiligenhofkirche.
Acht Frauen leiden: Ihr Leben ist ohne Sinn, weil kein Mann sie erwählte. Der einzig greifbare Kerl neigt zur Männerliebe. Heroisch überwindet er sich (irgendwie) selbst. Während die Frauen nur wegschlummern, ereilt ihn das Schicksal aller wahren Männer: Er stirbt und wird verklärt.
Das ist Quark aus der präfeministischen Ära, der ohne Signale von Ironie in der Allerheiligen Hofkirche breitgetreten wurde. Aber mit dieser Zutat rettete Christiane Pohles Inszenierung die höchstens auf Umwegen zur Bühne drängende Musik von Jay Schwartz. Sie erdete das mythische, lateinisch gesungene Geschwurbel nach Ovids Geschichte von „Narziss und Echo“ durch eine gegenwärtige Ebene acht verhärmter Wesen, die in einer Großmarkthalle zuletzt massenhaft erblühende Narzissenzwiebeln sortieren, hegen und pflegen. Dadurch bekam die Aufführung einen szenischen Rhythmus, der ihr sonst wohl gefehlt hätte.
Robert Braunmüller
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