Nackte Eitelkeit

Das Pink Mama Theatre gastiert mit einem Projekt über schwule Liebe im i-camp
von  Gabriella Lorenz

Worum geht’s dem Pink Mama Theatre? Die Typografie ihrer Programmheftchen verdeutlicht es: eine Schreibschrift, übersät mit winzigen Herzchen, die das Lesen fast unmöglich machen. Also klar: Es geht um Liebe, um schwule Liebe. Vor einem Jahr fanden sich die Polen Dominik Krawiecki (Regisseur und Schauspieler) und Slawek Bendrat (Tänzer und Choreograf) sowie der Deutsche Simon Reimold (Musiker und Schauspieler) zum Pink-Mama-Trio, das mit seinen ersten beiden Produktionen „Escort” und „Afterparty” nun im Münchner i-camp gastiert.

Escort bedeutet Begleitservice, Sex-Dienste meist inbegriffen. Mit Textfragmenten aus Bernard Koltès’ philosophischem Dialog „In der Einsamkeit der Baumwollfelder” zwischen einem Dealer (Krawiecki als Drag Queen) und einem Kunden (Reimold zunächst als Radrennfahrer) fragen Pink Mama nach der sexuellen Beziehung der beiden – und das bei Koltès abstrakt bleibende Objekt der Begierde verkörpert hier leibhaftig der Tänzer Bendrat. Er turnt am Boden, kann es aber auch ebenso geschmeidig im Zärtlichkeiten-Austausch, auf Spitze und artistisch an den Ringen.

Wie die Begehrlichkeiten der Drei, die sich zunehmend entblößen, umeinander oszillieren, ist bildlich – mit Gummipenissen in der Hand – ziemlich aufdringlich, tänzerisch und szenisch jedoch manchmal spannend. Reimolds Musik bricht Popsongs auf verzerrte Melancholie herunter, Krawiecki lässt nackt seiner Eitelkeit mit Lorbeerkranz und brüchiger Chansonstimme Lauf.

Am Wochenende zeigen Pink Mama „Afterparty” (nach Motiven von Fellini, John Cassavetes und Ionesco) im i-camp, 20.30 Uhr, Tel. 65 00 00

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