Nackt in der künstlichen Welt von Nick Knight

Nackte in der Kunst gibt’s wie Sand am Meer, aber Nackte von Nick Knight sind natürlich nochmal etwas ganz besonderes.
von  Abendzeitung

Nackte in der Kunst gibt’s wie Sand am Meer, aber Nackte von Nick Knight sind natürlich nochmal etwas ganz besonderes.

Insbesondere, wenn sich der Superstar unter den Modefotografen der 90er Jahre so ungeniert von Meilensteinen der Kunstgeschichte inspirieren lässt wie bei dieser Aufnahme des britischen Modells Pollyanna McIntosh in einer Produktion für die „Vogue“ von 2003.

Tom Wesselmanns Pop-Art-Ikone „Great American Nude“ kommt einem da in den Sinn, aber vor allem Tamara de Lempickas Art-Déco-Klassiker „Andromeda“ aus den Zwanzigern, eine Zeit, in der Nackte noch eher die Hüfte als die Oberweite betonten.

Knight (51) jedenfalls legt nun – 15 Jahre nach seinem ersten großen Fotoband als junger Überflieger – in der Mitte seiner Laufbahn eine Zwischenbilanz vor. Er ist Schöpfer einer künstlichen Welt zwischen Schocks und Schönheiten, die von Wesen, die wie Kate Moss ausschauen, immer noch, und von Wesen, die wie Gisele Bündchen ausschauen, immer wieder neu bevölkert werden. Es sind Modellbilder voller Sex, aber auch Experimente mit buchstäblich explodierenden Farben oder inszenierter Ekel-Wahnsinn wie gehäutete Affen, die diese Bilder zwischen werbender Kunst und kunstvoller Werbung zum Ereignis machen. Die Modefotografie der Zukunft? Da werden wohl eher Jüngere nachkommen.

Michael Grill

Nick Knight: „Photographien 1994 – 2009“ (Schirmer/Mosel, 68 Euro)

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.