Wolfgang Haffner: Die Lebensklangkunst des Inselbewohners
In einer Beach-Bar auf Ibiza hat er den Song wiedergehört und sofort einen eigenen Sound im Kopf. Nur die Kritiker, die maulen gerne über die Lionel-Richie-Nummer „Hello“, die ihren Weg als Instrumentalversion auf sein neues Album gefunden hat. Einen Journalisten bat er, doch mal zu erklären, was er eigentlich unter Schnulze versteht: „Da war Ruhe in der Leitung.“
Bei unserem Telefonat ist der Schlagzeuger und Komponist Wolfgang Haffner gerade in Deutschland gelandet, steht auf einem Autobahnparkplatz, unterwegs nach Süddeutschland. „Heart Of the Matter“ heißt sein neues Werk. Das Ergebnis: ein fließender, jazzaffiner Sound mit erstaunlichem Staraufgebot.
Götz Alsmann spielt Akkordeon, Freund Till Brönner hat sich zu einem Gastauftritt mit Flügelhornsolo hinreißen lassen, Thomas Quasthoff singt Scat und Sting-Gitarrist Dominic Miller kam auch gleich persönlich vorbei – um nur einige zu nennen.
Koordinator und Psychologe sei er im Studio, sagt Haffner, der das Beste aus den Musikern herausholt und darauf achtet, ihnen „gleichzeitig den Freiraum zu geben“. Haffner selber hat schon bei Herbolzheimer, Chaka Khan und Doldinger gespielt. Wie passt man sich da immer neu an? „Wenn man Respekt vor der Musik hat, ist das alles kein Problem.“
Dabei hängt so eine Session von ganz außermusikalischen Faktoren ab. Das Studio und seine Atmosphäre sind wichtig. Aufgenommen haben sie in den Berliner Hansa Studios, wo schon David Bowie und U2 Platten eingespielt haben: „Man merkt einfach, ob ein Studio eine Geschichte hat oder nicht.“
In der Zonenrandlage Wunsiedels wurde Haffner 1965 geboren. Sein Vater war dort Kirchenmusikdirektor. Mit zehn Jahren wurde er in die Nähe von Nürnberg versetzt und die Familie zog mit. Das Fränkische schwingt immer noch in Haffners Stimme. Vor drei Jahren hat er sich zur Übersiedlung auf die Insel Ibiza entschieden.
Man ahnt, dass das eine Lebenskunstentscheidung war. „Stille ist bei mir ein wichtiges Thema geworden“, sagt er, um mit einer Weisheit der erfahrenen Musiker anzuschließen: „Die Pause ist in meiner Musik extrem wichtig.“ Das Schönste sei für ihn, wenn er eine Platte anhört und plötzlich denkt: „Hoppla, schon vorbei.“
Manche halten seine Musik etwas abfällig für Chill-Out-Jazz. Seit über 30 Jahren macht er Musik, sagt er, hat so viel schon gespielt: „Ich bin sehr offen für Kritik, aber es muss fachlich sein. ich kann sehr wohl abstrahieren, ob jemand versucht, mich in die Pfanne zu hauen.“ Es gibt Journalisten, die funktionieren nach einem einfachen Muster: „Ibiza ist gleich Chill, ist gleich Langeweile.“ Diesen Stempel mag er nicht.
Wolfgang Haffner: „Heart Of The Matter“ (ACT)
Am 1. und 2. März spielen Haffner und Band ab 21 Uhr in der Unterfahrt, Einsteinstr. 42