Willie Nelson - der Jazz-Cowboy aus Texas

Am 30. April wird Willie Nelson 80. Eben ist wieder ein Album des Outlaws erschienen
Christian Jooß |
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Am 30. April wird Willie Nelson 80. Eben ist wieder ein Album des Outlaws erschienen.

Trigger lebt und singt. Die Tonperlen der nach einem Filmpferd benannten Nylonsaiten-Gitarre machen den Sound dieses Mannes unverwechselbar, wie ein Fingerabdruck. „Let’s Face The Music And Dance“ hat Willie Nelson sein neues Album genannt. Der Titelsong ist eine herbstmollgetönte Coverversion der Nummer von Irving Berlin.

Aufgenommen wurde das neue Album mit der Band, die seit Anfang der 70er mit nur leicht veränderter Besetzung hinter diesem Cowboy steht: Family heißt sie und Willies Schwester Bobbie spielt Piano. Am 30. April wird Nelson 80 Jahre alt.

Da darf die Geburtstags-Platte von durchdringender Beschaulichkeit sein, zusammengesucht aus Songmaterial der 30er bis 50er und mit „Is The Better Part Over“ einer einzigen Nelson-Nummer – was natürlich im Gegensatz zu dem unglaublichen Songausstoß des Mannes steht.

„South Of The Border“ ist verträumt aus dem Fenster blickender Country-Schieber. Mit „You’ll Never Know“ geht es zur Jazzbesen-Unterhaltung der amerikanischen 40er. Selbst Carl Perkins Shake’n’Roller „Matchbox“ gerät hier vergleichsweise gemütlich, bluesig. Und „Nuages“ ist die bedächtige Verbeugung in Richtung von Willies Gitarristenhelden Django Reinhardt.

Diese musikalische Lebensgeschichte ist jazzverliebt und vielschichtiger als das Klischee eines Countrysängers. Sie beginnt in Abbott, Texas, einem Eisenbahnstädtchen an der Linie die von Missouri über Kansas nach Texas führte. Man kann sich dieses, zur Zeit von Willies Geburt schon von der Welt vergessene Städtchen wie die Musterkulisse für einen Western vorstellen.

Willie wächst bei den Großeltern auf, das Hymn Book der Methodistenkirche ist der erste Musikzugang. 1990, kurz vor der vierten Ehen, legt der Mann eine 16,7 Millionen Dollar umfassende Steuerpleite hin. Mit der Ruhe des musikalischen Arbeiters hat er die längst überwunden.

In Nashville mit fast schon 30 wird 1962 Willies erste Platte erscheinen: „...And Then I Wrote“. Seriöse Unterhaltungsmusik für den Tanztee und die Grand Ole Ophry, den Countryrundfunktempel. Willie geht durch die Songwriterschule der Nashville-Industrie schreibt mustergültige Country-Pop-Songs wie „Funny How Time Slips Away“ für andere und schafft doch nicht den Durchbruch.

Nach einer Auszeit in Austin kehrt der überzeugte Kiffer als langhaarige Bedrohung des Systems zurück. Und „Red Headed Stranger“ ist der große, reduzierte Konzeptwurf des voll entwickelten Outlaws. Rasant entwickelt er sich in viele Richtungen, bedient die Traditionsverliebten mit „To Lefty From Willie“ macht Unterhaltungspop auf „Stardust“ und formt sein Renegatenbild in dem Kinofilm „Honeysuckle Rose“. In der langen Reihe der Duette darf man den Song mit Julio Iglesias getrost vergessen. Aber in der Masse von fast 70 Studioalben, kann einem das auch egal sein.

Willie Nelson and Family: „Let’s Face The Music And Dance“ (Legacy / Sony Music)

 

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