Widerstand gegen das Neue Odeon im Finanzgarten

Darf man für einen Konzertsaal ein Drittel eines Parks im Landschaftsschutzgebiet opfern? Richard Quaas schlägt vor, lieber ein Neubaugebiet mit dem Saal aufzuwerten
Robert Braunmüller |
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Am Donnerstag wurde ein Projekt für einen Konzertsaal im Finanzgarten an der Galeriestraße vorgestellt. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks wünscht sich diesen Neubau. Der Verein „Konzertsaal München“ hält diesen Standort für vertretbar, obwohl der Bauplatz in einem Landschaftsschutzgebiet liegen würde. Dagegen regt sich Widerstand.

AZ: Herr Quaas, was halten Sie von einem Konzertsaal im Finanzgarten?

RICHARD QUAAS: Die Realisierung des Konzertsaals zu Lasten des Grüns in der Stadt ist ein ziemlicher Treppenwitz. Der Vorschlag beweist, was bislang abgestritten wurde: dass der Bau ein Drittel bis zur Hälfte des Finanzgartens verschlingen würde. Jeder bauwillige Münchner wird gepiesackt, wenn „nur“ ein alter Baum gefällt werden muss, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen! Und hier soll ein Landschaftsschutzgebiet umgepflügt werden.

Die Befürworter sprechen von einer Aufwertung des Parks durch den Neubau.

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Das ist nichts anderes, als wenn der Vorschlag gemacht würde, den Konzertsaal mitten im Englischen Garten zu verwirklichen. Ein Wunder, dass bei der Anspruchshaltung der Konzertsaalfreunde noch niemand auf diese Idee gekommen ist.

Wäre es nicht gut, wenn die jetzt in der Galeriestraße parkenden Autos in einer Tiefgarage mit 500 Stellplätzen unter dem Konzertsaal verschwinden würden?

Wie soll die Zu- und Abfahrt laufen? Etwa durch die dann begrünte Galeriestraße? Oder über die Von-der-Tann-Straße? Deren eine Seite würde durch den Rückstau und Wendeverkehr vor den Konzerten bis zum Haus der Kunst blockiert, die Ausfahrt der Tiefgaragen würde die einspurige Richtungsfahrbahn mit Fahrradstrasse nach Osten ebenfalls so beeinträchtigen, dass die Kreuzung an der Ludwigstrasse davon betroffen wäre.

Soll der Staat dem Bayerischen Rundfunk einen Konzertsaal schenken?

Der BR darf den Konzertsaal aus EU-beihilferechtlichen Gründen nicht bauen, außerdem befürchtet die Rundfunkspitze - nicht zu Unrecht - dass die GEZ-Zwangs-Zahler auf die Straße gehen würden. Darf der Freistaat für ein Quasi-Privatorchester einen Saal bauen? Wohl nein. Auch die fränkischen und schwäbischen Landtagsabgeordneten werden sich das kaum bieten lassen. Da muss ein Investor gefunden werden, ähnlich wie beim Autobahnausbau in Schwaben.

Auch über die Finanzierung des laufenden Betriebs wurde bisher nichts gesagt.

Wenn der BR den Bau nicht finanzieren darf, wird er auch kaum Betriebsdefizite abdecken dürfen. Kostendeckend wird das Konzerthaus sicher nie arbeiten können. Bei hohen Saalmieten, um die Kredite und den Betrieb bedienen zu können, werden die heute noch unterstützenden privaten Konzertveranstalter schnell das Weite suchen, und wieder im kommunalen Gasteig landen.

Wüssten Sie einen besseren Standort?

Ich finde es schade, dass das Vorstellungsvermögen der Konzertsaalbefürworter nicht über die Innenstadt hinausreicht. Gerade für die Gebiete, die derzeit neu geordnet und erschlossen werden, wären kulturelle Projekte bereichernd.

Was käme konkret in Frage?

Ich denke an die Achse Hauptbahnhof-Laim-Pasing, ein neu entwickeltes Areal mit bester Verkehrsanbindung. Warum spricht niemand über die Großmarkthalle, wo hinter dem denkmalgeschützten Verwaltungsbau und der Halle 1 ein Gelände vorhanden wäre, das ohne Probleme einen neuen Konzertsaal und das Volkstheater aufnehmen könnte? Alles mit bester Verkehrsanbindung zur U-Bahn und Parkflächen.

Und wenn es da nicht möglich wäre?

Auch der Platz in Freimann, auf dem das Zelt des Deutschen Theaters stand, ist durch die U-Bahn und Parkplätze bestens erschlossen! Wo Fußballfans hinfahren, können auch Konzertbesucher anfahren. Da fehlt es einfach an Fantasie.

 

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