Wenn das die Eltern wüssten...
Der Rezensent (37) fühlt sich alt. Um ihn herum ein Publikum, das entweder das Abitur oder die Studienzwischenprüfung vor sich hat. In der Muffathalle erklingt Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ aus der „Peer Gynt“-Suite und steigert sich ins Crescendo. „Das ist aus Harry Potter“, meint ein halbwüchsiger Nebensteher überzeugt zu seinen Freunden. Denkste. Dann hüpfen sie auf die Bühne: Ein Vollbarträger mit riesiger Fahne, auf der in großen Lettern das Wort des Abends steht. Dann sieben weitere Jungs aus Bergen, Edvard Griegs Geburtsstadt. Da sind sie: Kakkmaddafakka.
Bandnamen haben noch nie großen Sinn gemacht. Insofern ist das Wortungetüm, das sich die Brüder Axel und Pål Vindenes plus zwei Schulfreunde vor neun Jahren für sich ausgedacht haben, konsequenter Quatsch. Aber es steckt auch ein Versprechen von jugendlicher Unbeschwertheit und Spaß darin, was sie mit ihrem dritten Album „Six Months Is A Long Time“ und bei ihrem Konzert jederzeit einlösen. Leadsänger und Gitarrist Axel Vindenes legt in einer seiner launigen Ansagen die Reihenfolge für den Abend fest: „First songs, then bitches.“ Jubel beim weiblichen Publikum, besonders in den ersten zwei Reihen. Wenn das die Eltern wüssten.
Der schwer talentierte Jonas Nielsen am Keyboard trägt nach einer dreiviertel Stunde kein T-Shirt mehr. Durchtrainiert und schwitzig ist auch der Sound der Band. Ob nun davon gesungen wird, dass die Angebetete einen neuen Lover hat und den Sänger in die Einsamkeit schickt („Someone New“) oder im Gegenzug auch mal mit einem weiblichen Herzen gespielt wird („Bill Clinton“) - jede Melancholie wird von sattem Indie-Gute-Laune-Pop weggespült. Ironisch bis kakkmaddafakka-egal.
Die zwei bärtigen Begleitsänger in weißem Hemd mit Fliege verausgaben sich tanzend mit Choreographien zwischen Ballett und Ballaballa. Der Nebensteher brüllt beim Song „Young“ die Kernphrase mit: „So young!“ Na danke. Alle in der Band können singen, alle stehen mal im Rampenlicht. Als erste Zugabe eines mitreißenden Konzerts bricht Bassist Stian Sævig allein an der Gitarre mit der Ballade „Savior“ unrettbar alle Mädchenherzen. Kurz nach elf Uhr ist aber Schluss. Da müssen einige schnell nach Hause. Der Rezensent trinkt noch ein Bier. Wenigstens das.