Was Friedemann Winklhofer spielen wird
Seit der Eröffnung des Gasteig im Herbst 1985 thront die Orgel über der Bühne der Philharmonie. Mit mehr als 6 000 Pfeifen und 74 Registern ist sie die größte Konzertsaal-Orgel Münchens, erbaut von der Orgelbauwerkstatt Klais in Bonn. Bis heute ist sie unentwegt im Einsatz – als wichtiger Teil von Orchesterwerken oder auch solo bei Orgelkonzerten. Seit 2001 ist Friedemann Winklhofer als Kustos für das Instrument verantwortlich. Der gebürtige Oberpfälzer war früher ein Assistent von Karl Richter.
AZ: Herr Winklhofer, was macht ein Orgelkustos?
FRIEDEMANN WINKLHOFER: Ich sorge dafür, dass das Instrument im besten Zustand ist. Wenn es gestimmt werden muss oder sonstige Wehwehchen auftreten, beauftrage ich einen Münchner Orgelbauer.
So oft wird die Orgel doch gar nicht gespielt.
Das ist das Los aller Konzertsaal-Orgeln der Fall. Sie kommt aber in vielen Konzerten mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und der Münchner Philharmoniker zum Einsatz: etwa in „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss oder der „Alpensymphonie“. Außerdem spielt sie in vielen Oratorien oder Passionen begleitend mit.
Für welche Musik eignet sich die Orgel in der Gasteig-Philharmonie am besten?
Im Prinzip für alles, besonders aber für spätromantische und moderne Orgelmusik, weil sie mit ihren 77 Registern über sehr viele Klangfarben verfügt.
Hat man das Instrument nach 1985 verändert?
Die Orgel wurde 2007 nach meinen Wünschen neu intoniert: Ich fand den Klang spitz und steil. Jetzt hat er mehr Bauch und passt besser zum Raum: eine fette Kiste.
Was spielen Sie am Sonntag?
Ich mag es, wenn die Leute was Neues kennenlernen und werde die Stücke auch erläutern. Daher spiele im ersten Teil italienische und französische Barockmusik. Danach folgt eine Sonate von Giovanni Battista Pescetti – ein Venezianer und Opernkomponist, der einige Jahre das Londoner Opernhaus Covent Garden leitete. Er ist vergessen, aber der langsame Satz seiner Sonate ist ein wunderbares Stück, bei dem ich an die schwebenden Gondeln im verlassenen, herbstlichen Lagunenstadt denken muss.
Nach der Pause wird es dann virtuos.
Da kommt eine Fanfare von Benjamin Britten für drei Trompeten mit Hannes Läubin, Thomas Kiechle und Herbert Zimmermann aus dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Am Ende geht mit spanischer und mexikanischer Musik die Post ab.
Normalerweise sitzen Organisten versteckt auf einer Empore, im Gasteig stehen Sie im Mittelpunkt.
Das macht mir nichts aus. Im Gasteig sieht der Hörer, was der Organist alles machen muss – mit den Füßen das Pedal spielen und mit den Händen außerdem noch die Register ziehen.
Stören da nicht die Klang-Segel über dem Podium?
Die lasse ich hochziehen. Das bringt noch einmal 20 Prozent an Deutlichkeit und Lautstärke.
Was passiert beim geplanten Gasteig-Umbau mit der Orgel?
Das weiß ich nicht. Sie wird sicher erst einmal ausgebaut. Dann wird man weitersehen. Es ist ein einzigartiges Instrument, auch von der Gestaltung des Orgelprospekts her: Er soll die Häuser einer Stadt darstellen.
Sonntag, 20. September, 19 Uhr, Gasteig, Philharmonie, Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 10 Euro. Abendkasse ab 18 Uhr