Was die Münchner Philharmoniker planen

Bei Pressekonferenzen wird üblicherweise Optimismus ausgestrahlt. Der städtische Kulturreferent Anton Biebl wirkte bei den Münchner Philharmonikern noch euphorischer glücklich, wie es bei derlei Anlässen ohnehin üblich ist: Der designierte Chefdirigent Lahav Shani wird bereits die kommende Saison eröffnen und sich auch sonst stärker einbringen.
Und auch sonst gibt es nur gute Nachrichten: Die Konzerte sind bei einer Grundauslastung von 87 Prozent öfter ausverkauft wie früher. Die Zahl der Abonnenten steigt, und es gelingt zunehmend, mit neuen Konzertformaten auch jüngere Besucher verstärkt in die Isarphilharmonie zu locken.
Ein Bruckner-Schwerpunkt
Die neue Saison ist mit dem Allerweltsbegriff "Träume" überschrieben. Dafür stehen Henri Dutilleuxs Violinkonzert "L'Arbre des songes" ("Der Baum der Träume"), Peter Tschaikowskys Symphonie Nr. 1 "Winterräume", Jouni Kaipainens selten gespielte Tondichtung "Sisyphus' Traum" und die "Symphonie fantastique" von Hector Berlioz auf dem Programm der Saison.

Daneben gibt es einen Bruckner-Schwerpunkt zum 200. Geburtstag eines Komponisten, dem die Philharmoniker traditionell ohnehin gerne huldigen. Shani dirigiert zur Saisoneröffnung am 4. September die Neunte. Davor setzt er sich an den Flügel und spielt Bachs Klavierkonzert in der gleichen Tonart d-moll. Thomas Hengelbrock übernimmt die Messe in f-moll, Tugan Sokhiev wagt die Achte. Wie leider üblich hält sich die Bruckner-Neugierde in Grenzen: die vielen Frühfassungen bleiben ungespielt, es werden immer nur die definitiven Versionen aufgeführt, obwohl es in diesem Punkt bei Bruckner noch manches zu entdecken gäbe.
Ein bekannter Minimalist
Der zweite Schwerpunkt gilt dem "American Dream" und damit der Musik des 20. Jahrhunderts, die sich das Orchester zunehmend erobert. Der Minimalist John Adams dirigiert höchstpersönlich seine "Harmonielehre", Barbara Hannigan stellt Werke von Charles Ives und Charles Ruggles vor. Darüber hinaus werden Werke von Julia Wolfe, Bryce Dessner und Sarah Gibson erstaufgeführt.
Der dritte Schwerpunkt widmet sich dem 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung vom Nazi-Regime. Die Philharmoniker werden mit Musikern aus dem ebenfalls von Shani geleiteten Israel Philharmonic Orchestra Mahlers Sechste aufführen. Krzysztof Urbanski dirigiert ein Programm mit polnischen Komponisten, darunter Henryk Góreckis "Sinfonie der Klagelieder", die es in den 1990er Jahren sogar in die Popcharts schaffte.
Zu den Solisten der neuen Saison zählen - neben Mitgliedern des Orchesters - die Pianisten Emanuel Ax, Alexandre Kantorow, Alice Sara Ott und Jean-Yves Thibaudet sowie die Geigerin Vilde Frang und der Cellist Kian Soltani. Die Dirigentinnen Mirga Grazinyte-Tyla, Barbara Hannigan, Giedre Slekyte und Natalie Stutzmann kehren zurück. Anja Bihlmaier und Karina Cannelakis debütieren beim Orchester der Stadt. Ehrendirigent Zubin Mehta wird mit Mahlers Fünfter erwartet, Andris Nelsons leitet ein französisches Programm.
Paul Müller verabschiedet sich
Die Philharmoniker reisen mit Tughan Sokhiev nach Japan und China sowie mit Shani nach Spanien. Zweitägige Residenzen gibt es in Hamburg und Luzern. Zum Festival am Vierwaldstätter See reist erstmals auch ein Educationprogramm für junge Hörer mit. Diesbezügliche Formate wie Mphil Late im Anschluss an die Symphoniekonzerte in der Halle E, ein "Symphonic Mob" mit Laien-Musikern und Kammerkonzerte in den Stadtteilen werden fortgesetzt: ein Schwerpunkt liegt diesmal auf Giesing.

Die Stadt sucht derzeit in einem mehrstufigen Verfahren nach einem Nachfolger für den am Jahresende ausscheidenden Intendanten Paul Müller. Er hat in seiner Zeit bei den Bamberger Symphonikern den Gustav-Mahler-Dirgierwettbewerb ins Leben gerufen, den 2013 Lahav Shani gewann. Insofern schließt sich hier ein Kreis, wie Müller betonte.
Nur in einem Punkt konnte Biebl keinen Optimismus verbreiten: Eine verbesserte Anbindung der Isarphilharmonie an den öffentlichen Nahverkehr bleibt ein Traum. Die Fahrten im Expressbus X30 in Richtung Ostbahnhof bleiben nach Konzertende auch in Zukunft kuschelig.
Die Vorschau zur neuen Saison liegt in der Isarphilharmonie aus. Sie ist auch online unter mphil.de nachzulesen