Was die Lehrerin von Lady Gaga komponierte
Erst mal ein kleiner Schreck: Beim Konzert "Die Juden in den Alpen" begleitet das Jewish Chamber Orchestra Munich einen Bergfilm von Arnold Fanck. Spielen in den meisten dieser Streifen nicht der leicht kontaminierte Luis Trenker und die hundertprozentige Film-Nazisse Leni Riefenstahl die Hauptrollen? Sicher, aber eben nicht in "Im Kampf mit dem Berge" aus dem Jahr 1920, zu dem Paul Hindemith die Originalmusik komponiert hat.

"Mich interessiert, dass es am Beginn des Alpinismus viele begeisterte jüdische Bergsteiger gegeben hat, was später aus dem Gedächtnis verdrängt wurde", sagt der Dirigent Daniel Grossmann. "Der Alpenverein hat schon 1924 , jüdische Mitglieder ausgeschlossen." Einen jüdischen Bezug gibt es bei dem nur indirekt: Paul Hindemith emigrierte 1938 aus Deutschland, auch wegen seiner jüdischen Ehefrau Gertrud.
Eine der ersten Filmmusiken
"Im Kampf mit dem Berge" zeigt die spektakuläre Natur des Monte-Rosa-Massivs. Der Film sei weniger heroisch als spätere Werke Fancks. Hindemiths Musik ist nicht die allererste eigens für einen Film geschriebene Musik, aber eine der ersten. Gezeigt wird eine rekonstruierte und kolorierte Fassung.
Auf dem Programm steht außerdem ein Hornkonzert von Ruth Schönthal mit alpinem Bezug: Der Solist Christian Loferer stammt aus den Bayerischen Alpen: aus Schleching im Chiemgau. Er lässt sich bei besonderen Anlässen auch auf einem Alphorn hören.
Ein Hornkonzert im Angesicht der Berge
Wem der Name der Komponistin nichts sagt, braucht sich nicht zu schämen: Auch Grossmann gesteht, erst durch Loferer von diesem Werk erfahren zu haben. "Ruth Schönthal wurde 1924 in Hamburg geboren. Sie floh über Moskau und Wladiwostok nach Mexiko, wo sie Hindemith kennenlernte. Später studierte sie bei ihm in Yale", so der Dirigent. "Das Hornkonzert schrieb sie im Angesicht der Alpen, heißt es in der Partitur. Welchen Berg sie genau gesehen hat, weiß ich aber nicht."

Die Musik sei eher eklektisch, sagt Grossmann. Und er verrät noch ein interessantes Detail: Zwischen 2003 und 2005 unterrichtete Ruth Schönthal an der New York University eine gewisse Stefani Germanotta. Unter dem Namen Lady Gaga wurde sie weltberühmt.
Münchner Kammerspiele, Sonntag, 20 Uhr, Restkarten an der Abendkasse
- Themen:
- Lady Gaga
- Münchner Kammerspiele