Warum Apple Music mit der neuen Version wirklich besser wird

Apple Music bekommt mit dem Update auf iOS 10 ein komplett neues Design spendiert. Was sich genau alles ändern wird, haben die Chefs höchstpersönlich im Interview mit spot on news verraten.
von  (sas/spot)

Gespräch mit Eddy Cue und Jimmy Iovine

Am Montag hat Apple auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC die überarbeitete Version von Apple Music vorgestellt. Zwar hat der Service in seinem ersten Jahr bereits 15 Millionen zahlende Kunden gewonnen, Kritik blieb aber nicht aus. Die Benutzeroberfläche sei zu überladen, der Service zu unübersichtlich.

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Die Nachrichtenagentur spot on news hat sich in San Francisco exklusiv mit Eddy Cue (Senior Vice President Internet Software und Services von Apple), Robert Kondrk (Vice President Apple's Media Apps und Content), Jimmy Iovine (Executive, Apple/Musikproduzent) und Trent Reznor (Executive, Apple/Oscar-Preisträger) getroffen, um das neue Design des Musikstreaming-Dienstes unter die Lupe zu nehmen. Außerdem gab es in dem Gespräch eine klare Antwort auf die Gerüchte, dass Musik-Downloads im iTunes-Store bald abgeschafft werden sollen.

Doch zunächst: Was ist nun wirklich neu bei Apple Music? "Bei dem Update haben wir uns ganz klar auf Übersichtlichkeit und Einfachheit fokussiert", erklärt Reznor. Die Benutzerfreundlichkeit sei nun "viel, viel besser". Die neue Struktur vereinfache es, neue Musik zu durchsuchen und zu entdecken. "Das haben wir beim ersten Versuch nicht so gut hinbekommen", zeigt sich Reznor kritisch.

Mehr Auswahl an Radiosendern

Um eine bessere Orientierung innerhalb von Apple Music zu ermöglichen, wurden die Reiter "Mediathek", "Für Dich", "Browse" und "Radio" völlig neu gestaltet. Mithilfe eines Search-Tabs sei es nun auch einfacher, die gewünschte Musik zu finden. "Die wohl größten Veränderungen verbergen sich aber unter dem "Für Dich"-Button. "Dieser ist meiner Ansicht nach das Herz von Apple Music", erklärt der Sänger der Nine Inch Nails. Unter diesem Reiter seien nun noch mehr individuell auf den Kunden zugeschnittene Playlists zu finden, ergänzt Robert Kondrk.

"Es wird auch mehr Apple-Music-Radiosender geben. ,Beats One' bleibt natürlich unser Flaggschiff, aber es kommt beispielsweise ,Pure Pop' hinzu und noch viele weitere Radiosender, die sämtliche Musikgenres bedienen." Der umstrittene Reiter "Connect" hingegen ist in der neuen Version nicht mehr zu finden. Dort werden bisher die Social-Media-Aktivitäten der Künstler gebündelt angezeigt. Reznor erklärt dazu: "Über ,Connect' haben wir lange nachgedacht. Wir haben festgestellt, dass der Reiter irgendwie verloren war. ,Connect' ist nun vielmehr überall in der App zu finden. Es ist jetzt wie eine DNS von Apple Music und kein eigener Button mehr."

Der Musikdownload wird einfacher

Apple Music soll dank des neuen Designs jetzt noch einfacher zu bedienen sein Foto:Apple

Durch das neue Design werde der Streaming-Service für den User nun noch intuitiver. Und auch an einem anderen wichtigen Punkt wurde nachgebessert: Beim Musikdownload. "Es wird neben jedem Song einen Knopf geben. Einfach draufdrücken und schon wird der Track runtergeladen", sagt Eddy Cue und freut sich, dass das ein gutes Beispiel sei, "dass wir die Wünsche unserer User gehört haben. Die Leute wollten den Download einfacher, und genau das haben wir jetzt gemacht."

Doch reichen diese Neuerungen, um auf Augenhöhe mit Marktführer Spotify zu gelangen? Der schwedische Musik-Streamingdienst zählte im Mai 2015 rund 75 Millionen Nutzer. 20 Millionen davon seien sogar zahlende Kunden. Für Jimmy Iovine stellt sich diese Frage jedoch gar nicht. Denn Apple Music unterscheide sich zu sehr von Spotify. "Vor rund fünf Jahren haben Trent und ich das ganze Ding gestartet. Wir haben uns darüber ausgetauscht, wie wir einen Streamingdienst starten können, der es den Künstlern recht macht. Wie können wir mit unserem Service einem Künstler so dienen, dass er besser mit seinen Fans kommunizieren und diese mit seiner Musik besser erreichen kann?" Bei all diesen Überlegungen sei aber noch eine andere Sache entscheidend gewesen: "Der Künstler muss davon auch leben können." Deshalb sei ein Abo-Service genau das richtige Modell, um allen Seiten gerecht zu werden.

300 Kuratoren wählen Musik aus

Um die Leidenschaft, die hinter Apple Music steckt, zum Ausdruck zu bringen, gibt Iovine einen interessanten Einblick hinter die Kulissen: Er erzählt, dass sich insgesamt 300 Leute, um die Kuration der Musik kümmern. Im Vergleich nennt der Italo-Amerikaner, dass andere Tech-Konzerne dafür gerade mal eine Position besetzt hätten. Auch Eddy Cue unterstreicht die Passion für Apple Music: "Wir wollen das beste Angebot sein, um Musik zu hören und zu entdecken. Letztlich liefern wir digitale Güter auf die Geräte unserer Kunden. Aber trotzdem wissen wir, dass Musik mit Respekt behandelt werden muss. Musik muss die Liebe entgegengebracht werden, die sie verdient."

Und als Beweis, dass dies mittlerweile auch sehr gut funktioniert, erinnert Iovine an den Streaming-Rekord von Drake, der sein aktuelles Album exklusiv bei Apple Music veröffentlicht hat. "Das ist ein Novum. Zuvor hatte Justin Bieber solche Rekorde, aber seine Musik war auch bei den kostenlosen Diensten verfügbar. Drake hat nun einen noch größeren Rekord erzielt und das alleine bei Apple Music. Das ist für Künstler natürlich sehr ermutigend."

"Das ist Mist!"

Doch bedeutet diese positive Entwicklung nun tatsächlich, dass iTunes in Zukunft keine Musik mehr zum Kauf anbieten wird? Diese Gerüchte wurden jüngst in diversen US-Medien gestreut. Eddy Cue hat darauf eine klare Antwort: "Das ist Mist! Das stimmt nicht. Die Wahrheit ist doch, dass das Geschäft mit iTunes nicht wächst. Abonnements hingegen schon. Aber das Geschäft mit iTunes ist ein riesiges Geschäft. Wir haben Millionen von Menschen, die immerzu Musik kaufen und damit glücklich sind."

Cue wisse zwar nicht, "was in 25 Jahren sein wird, aber wenn wir auf die nächsten fünf bis zehn Jahre schauen, dann wird iTunes noch immer ein gesundes Geschäftsmodell sein." Und Iovine wirft ein: "Wir wissen übrigens auch nicht, wann Abo-Streaming vollkommen massenkompatibel sein wird. Noch ist es nicht soweit." Um das nochmal zu untermauern, beendet Cue das Gespräch mit deutlichen Zahlen: "Gerade mal 50 Millionen Menschen in der Welt abonnieren Musik. Das ist nicht viel. Ich kann Ihnen sagen, iTunes verkauft an weit mehr als 50 Millionen Menschen. Wir haben also noch einen weiten Weg zu gehen."

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