Walzer mit Zubin Mehta

Das Musikjahr beginnt traditionell mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Zubin Mehta dirigierte zum fünften Mal im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins
Robert Braunmüller |
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Das Musikjahr beginnt traditionell mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Zubin Mehta dirigierte zum fünften Mal im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins

Die Musiker mögen ihn, weil er sie spielen lässt. Das Fernsehen mag ihn, weil der 1936 in Bombay geborene Dirigent für Internationalität steht. Und der Kenner mag ihn, weil er die Walzer und Polkas der Strauss-Dynastie mit unnachahmlicher Lässigkeit serviert. Deshalb ist Zubin Mehta der ideale Mann für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das er heuer zum fünften Mal dirigiert hat.

Der ehemalige Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper und Ehrendirigent der Münchner Philharmoniker kann es sich leisten, die ganz großen Hits wie die „Fledermaus“-Ouvertüre oder den „Kaiserwalzer“ auszulassen. Die Philharmoniker eröffneten den Vormittag mit Franz von Suppés ungewöhnlich dramatischer Ouvertüre „Ein Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien“. Dann folgten der erstaunlich unexotische Walzer „Märchen aus dem Orient“ und gut gelaunte, aber auch weniger bekannte Werke von Eduard und Josef Strauß sowie als letztes Stück vor der Pause die Polka „Vom Donaustrande“.

Lauter Münchner in Wien

Nach der Pause gab es im blumengeschmückten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins einen Technik-Block mit dem „Accelerationen“-Walzer, der Polka „Mit Dampf“ und einer „electro-magnetischen“ Polka. Dazu tanzten Mitglieder des Wiener Staatsopernballetts in den Räumen der Technischen Universität, die ihren 200. Geburtstag feiert. Die munter-traditionelle Choreografie von Davide Bombana feierte das studentische Liebesleben in der Bibliothek. Tanzaffinen Münchnern ist er nicht ganz unbekannt: Er wirkte vor Jahren als Modernist für das Bayerische Staatsballett.

Große musikalische Jubiläen stehen 2015 nicht an – außer dem 150. Geburtstag von Jean Sibelius. Dessen „Valse triste“ hätte durchaus gepasst. Aber die Wiener Philharmoniker nahmen ihn im November wieder aus dem Programm: wegen „unannehmbarer Forderungen des Verlages“, die dieser jedoch bestreitet.

Statt finnischer Melancholie gab es die freundliche „Annen-Polka“ von Johann Strauß (Sohn). Und einen anderen Mann aus dem Norden, den dänischen Johann Strauß gewissermaßen: Hans Christian Lumbye. Er hat einen netten „Champagner-Galopp“ hinterlassen, bei der ein Schlagzeuger die Korken knallen lässt.

Selbstredend wurde das Getränk auch serviert: Zubin Mehta stieß mit den beiden Konzertmeistern an und gab sein Glas bei einer der wenigen Philharmonikerinnen ab – er trinkt keinen Alkohol.

Natürliches Fließen

Den Walzer „Wein, Weib und Gesang“ dirigierte er trotzdem mit Hingabe. Nie klingt die Musik bei ihm gewollt, stets fließt sie natürlich wie die blaue Donau oder die Elbe in dem nicht übermäßig bekannten, aber höchst reizvollen Walzer „An der Elbe“, in dessen Einleitung andere musikalische Flüsse wie Smetanas „Moldau“ oder Wagners „Rhein“ anklingen.

Nach Ende des offiziellen Teils folgte die „Explosionspolka“ mit Konfettischauer. Dann wurde, wie es die Tradition gebietet, das Streichertremolo der „Blauen Donau“ für den Neujahrsgruß unterbrochen. Und auch wir unverbesserlichen Lokalpatrioten dürfen uns freuen: Das Wiener Neujahrskonzert bleibt münchnerisch angehaucht: Am 1. Januar 2016 dirigiert Mariss Jansons, der Chef des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Zum nun auch schon dritten Mal.

Die CD des Wiener Neujahrskonzerts erscheint am 9. Januar bei Sony Classical

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