Von Sopran bis Bariton auf dem Saxophon

In insgesamt fünf Tagen sind gleich drei Spitzensaxophonisten im Jazzclub Unterfahrt: Dayna Stephens, Walter Smith und Miguel Zenón
Ssirus w. Pakzad |
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Walter Smith III.
Ssirus w. Pakzad Walter Smith III.

Gleich drei wichtige Jazz-Saxofonisten der Gegenwart geben sich im Münchner Jazzclub Unterfahrt die Klinke in die Hand und präsentieren sich dort jeweils mit fantastisch besetzten Quartetten.

Dayna Stephens

Den Anfang macht am Sonntag Dayna Stephens, der sich auf das Tenor- und das Bariton spezialisiert hat (aber auch das Sopransaxofon und sogar den Kontrabass beherrscht). Vor einigen Jahren musste sich der in der nordkalifornischen Bay Area aufgewachsene Musiker einer Nierentransplantation unterziehen – namhafte Kollegen hatten bei diversen Benefiz-Konzerten gesammelt, damit er die hohen Behandlungskosten begleichen kann. Deshalb heißt sein aktuelles Album, das er auf dem eigenen Label „Contagious Music“ herausbrachte, wohl auch „Gratitude“ – „Dankbarkeit“.
Seit der heute 39-Jährige genesen ist, stürzt er sich mit solchem Elan ins Getümmel der Jazz-Szene, als wolle er alles auf einmal nachholen, was ihm aufgrund seiner zeitweiligen gesundheitlichen Verfassung versagt blieb. Trotz des fast manischen Eifers, den er an den Tag legt, klingt sein Spiel in sich ruhend. Ihm scheint es wichtiger zu sein jeden Ton gehaltvoll auszuformen, statt zu zeigen, was er technisch alles drauf hat. Die Kritiker des einflussreichen Magazins Down Beat zählten ihn mehrfach zu den „Rising Stars“ unter den Tenorsaxofonisten.

Walter Smith III

Bei diesen Umfragen landete auch der Texaner Walter Smith III, der am 14. Februar in München gastiert, auf vorderen Rängen – ein Mann mit weitem Erfahrungshorizont. Der 37-Jährige aus Houston hat sowohl mit vielen namhaften Jazz-Größen wie Herbie Hancock und Wayne Shorter, als auch mit Destiny´s Child, Michael Bublé oder Bilal musiziert.
Seine Erfahrungen fließen unaufdringlich in die eigene Musik mit ein – die ist wendungsreich, melodisch anspruchsvoll, mit Herz und Verstand komponiert. Walter Smith III besitzt ein anderes Temperament als Dayna Stephens – manchmal richtet er reinsten „Feuerzauber Texas“ an. Er bleibt bescheiden, obwohl ihn viele Kollegen als unbesungenen Helden verehren. Walter Smith III: „Das Erste, woran man bei Saxofonisten aus Texas denkt, ist dieser unglaubliche gewaltige Sound. Der ist ein richtiges Markenzeichen. Ich habe so einen Sound beileibe noch nicht, kann mich also nicht einreihen bei den großen Saxofonstilisten aus meiner Heimat. Da muss ich noch dran arbeiten. Aber, ob ich das hinkriege?“ Eine glatte Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten. Der hoch expressiv spielende Walter Smith III bringt nicht nur sein neues, auf dem eigenen Label veröffentlichtes Album „Twio“ mit, sondern auch einen Zweitsaxofonisten, der zu den besten Altisten seiner Generation gehört: Logan Richardson.

Miguel Zenón

Nachdem Walter die Unterfahrt-Bühne geräumt hat, kann dort der Puertorikaner Miguel Zenón am nächsten Tag (15.2.) seinen Set aufbauen. Vor zehn Jahren wurde dem grandiosen Altsaxofonisten der mit einer halben Million Dollars dotierte „Genius Grant“ der MacArthur Foundation zuerkannt. Seither kann er sich mit aufwendigen Projekten darum bemühen, sein kulturelles Erbe gewinnbringend anzulegen. Miguel Zenóns Musik kombiniert die musikalische Artenvielfalt seiner karibischen Heimat mit visionärem Jazz. Bei aller Komplexität seiner verzierungsreichen, rhythmisch vertrackten und manchmal mathematisch ausgetüftelten Kompositionen, tönt das, was er mit seinem seit Jahren bestens aufeinander abgestimmten Quartett spielt, fast luftig, federnd und unendlich fließend. Miguel Zenón: „Wenn ich Musik aus meiner Heimat aufgreife, möchte ich einerseits nicht zu traditionell klingen und mich doch ganz klar auf die Tradition berufen – um sie ganz großem Selbstverständnis in meine Stücke zu integrieren.“
        
Jazzclub Unterfahrt, Einsteinstraße 42, jeweils 21 Uhr:
Sonntag, 11. Feb.:
Dayna Stephens
(Eintritt: 28 / 14 Euro)
Aschermittwoch, 14. Feb.:
Walter Smith III
(Eintritt: 28/ 14 Euro)
Donnerstag, 15. Feb.:
Miguel Zenón
(Eintritt: 24/ 12 Euro)
%: 448 27 94

 

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