Valery Gergiev dirigiert Beethoven und Rachmaninow

Valery Gergiev und die Münchner Philharmoniker mit Beethoven und Rachmaninow
von  Robert Braunmüller

Valery Gergiev und die Münchner Philharmoniker mit Beethoven und Rachmaninow

Ta-Ta-Ta-Taa, Ta-Ta-Ta-Taa. Der Anfang von Beethovens Fünfter ist der Inbegriff von klassischer Musik. Man hört ihn im Konzertsaal nicht allzu oft. Zu abgedroschen? Die Siebte hat die Fünfte als meistgespielte Beethoven-Symphonie abgelöst. Da toben sich Dirigenten und Zuhörer im Rausch des Rhythmus aus.

Aber vielleicht liegt es auch daran, dass die Fünfte einfach schwer zu interpretieren ist. Valery Gergiev jedenfalls scheitert im Gasteig an diesem Werk. Beethovens Brio interessiert den Chef der Münchner Philharmoniker kaum. Er furtwänglert sich durch die Symphonie und versucht, die ganz alte deutsche Beethoven-Tradition wiederzubeleben: graue Klangbrühe, lederne Tempi, die Behauptung von Tiefsinn.

Dienst nach Vorschrift

Bei Steigerungen wird Gergiev immer ein bisschen schneller. Wenn jeder merkt, dass Beethoven die Musik zur Ruhe kommen lässt, wird er langsamer. Der Klang ist nicht schneidend und drängend, sondern vor allem dumpf. Irgendein unbedingter Wille, dem Hörer mit dieser Musik etwas erzählen zu wollen, war nicht erkennbar.

Der Dirigent wirkte, den Kopf in der Partitur, als Lernender. Um ihn herum mussten sich die Profis so über die Runden retten. Aber das ist alles dann doch ein bisschen wenig. Im triumphalen Finale stellte sich weder Ekstase noch Schwung ein: Man arbeitete lediglich einen Haufen Noten bürokratisch ab. Und so was merkt auch das Publikum, das es sehr eilig hatte, nach Hause zu kommen.

Der Abend begann mit der Leonoren-Ouvertüre Nr. 3, so brav interpretiert, als sei Beethovens einzige Oper von Lortzing. Man musste sich an den russischen Mittelteil des Konzertabends halten: Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 4 mit dem famosen Stahlfinger-Virtuosen Denis Matsuev. Das eher selten gespielte Werk steht im Schatten der Nr. 2 und Nr. 3, weil es auf Steppentrauer und den russischen Weltschmerz im XXL-Format verzichtet. Ein Pianist wie Matsuev macht daraus ein spielerisches Meisterwerk, so leicht und flockig fetzt er durch dieses Werk. Wenn Gergiev seinen Beethoven in ähnlicher Weise verinnerlicht hat, mag er gern die Fünfte noch einmal probieren.

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