Und jetzt ist alles aus mit der Neigungsgruppe

„Loss mas bleibm“ heißt das letzte Album der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune – heute spielen die Wiener im Volkstheater
von  Christian Jooß

„Loss mas bleibm“ heißt das letzte Album der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune – heute spielen die Wiener im Volkstheater.

 

Bei denen war doch immer schon alles aus. Und einen Wikipedia-Artikel gibt es auch noch nicht über die Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune. Ist jetzt auch zu spät. Dies hier ist ihr letztes Album. „Loss mas bleibm“ heißt es.

Dieser Moment in dem irgendwas noch läuft, wo doch schon der lockere Humus der Friedhofserde auf den siechen Körper wartet, ist der Moment, in dem der Wiener aufdreht. Die FM4-Moderatoren Fritz Ostermayer, Christian Fuchs, Robert Zikmund und David Pfister gelingt es noch einmal, mit klammen Fingern ausgewählte Poplieder, die diese spezielle Aura haben, als würde tief in ihnen eine Kerze flackern, zu sich zu ziehen.

Aus Lana Del Reys „Video Game“ wird „Video Spü“. Gerahmt von erzernen Glockentönen, wird hier ein ansatzweise erotisches Gefühl durch die unentrinnbare Lethargie, die man Leben nennt, erstickt. Ein letztes: „Schatzi, i mecht sterbn.“ „I hob an Grund“ ist im indirekten Licht der flackrigen elektronischen Sounds natürlich die alte Velvet-Underground-Nummer „I Found A Reason“. Dass Soap & Skin, Österreichs Nico-Inkarnation, dem Refrain entsteigt, ist zu schön, um wahr zu sein.

Nick Cave, Ludwig Hirsch – natürlich ist die Welt der Vier immer eine der Hörerinnerung, aber das Eigene ist auch nicht ohne. Die Monoton-Aggression von „Lenzibald“, die seltsame Popigkeit von „Eskimo Girls“, das kaputttherapierte „Spiegelgrund“. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, die Katastrophe wäre ein stabiler Zustand. Das wären dann mal heitere Aussichten.

Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune: Loss mas bleibm (Trikont), Konzert: Volkstheater, Freitag, 20 Uhr

 

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