Trio-Trommler Peter Behrens: "Da, Da, Da" bis zum Tod

Der am Mittwoch im Alter von 68 Jahren verstorbene Peter Behrens bleibt den Hinterbliebenen als das Gesicht der Kultband Trio in Erinnerung. Dabei war er vor allem eine tragische Figur.
von  (In/spot)

Ein prägendes Gesicht der 80er-Jahre ist tot: Peter Behrens ist am Mittwoch im Alter von 68 Jahren aus dem Leben geschieden. Er war der Drummer von Trio, der Kultband der Neuen Deutschen Welle. Sie waren nur drei: Stephan Remmler, der Sänger und Texter, Kralle Krawinkel, der Gitarrist und Komponist und der kleine Peter Behrens an der Snare. Die beiden anderen überragten ihn, körperlich und künstlerisch. Doch er wurde das Gesicht von Trio. Wer heute "Da, Da, Da" hört, hat hauptsächlich den kleinen Mann mit der ausdrucklosen Mimik vor Augen.

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Unbeweglich stand er da. Weißes T-Shirt, weiße Hose, rote Hosenträger, rote Schuhe, aus dem kurzen Haarschopf ragte eine Scheitellocke hervor, wie bei "Max und Moritz". Die Mimik blieb völlig ausdruckslos, während seine Arme marionettenhaft die Snare Drum vor ihm schlugen. Er gab den Rhythmus vor - für einen Welthit. Mehr brauchte es damals nicht, um Millionär zu werden.

 

"Peter ist das Arschloch!"

 

Kralle Krawinkel hat es einmal so gesagt: "Stephan ist der Kopf, ich bin das Herz. Und Peter? Peter ist das Arschloch!" Da ist in gewisser Weise was dran, zumindest was die persönliche Tragik von Behrens betrifft. Sein Absturz ist beispiellos für einen deutschen Musikstar. Suff, Drogen, Sozialhilfe, Krankheit. Jetzt ist er in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven an multiplem Organversagen gestorben.

So richtig leicht hatte es Peter Behrens im Leben nie. 1947 als unehelicher Sohn eines US-Soldaten in der niedersächsischen Gemeinde Sande geboren, gab ihn seine Mutter zur Adoption frei. Eine Familie Behrens nahm ihn auf. Nach der Volksschule und einer Fotografenlehre holte er das Abitur nach und studierte Sozialwissenschaften, Musik und Germanistik. Doch nach dem Abschluss brach er ein Referendariat als Lehrer an einer Grundschule in Wilhelmshaven ab. Er wollte lieber Musiker werden, was aber auch nicht so richtig klappte.

 

Einmal Clown, immer Clown

 

Also machte sich Peter Behrens auf nach Italien und besuchte in Mailand die Artistenschule, d.h. er wurde: Clown. Nach Engagements in verschiedenen Zirkussen holten ihn Remmler und Krawinkel für ihre Band Trio als Schlagzeuger. Endlich hatte Behrens seine Rolle gefunden - als weithin stummer Clown, wobei die völlige Ausdrucklosigkeit seiner Mimik das wohl größte Kunstwerk der Band war.

Mit dem kleinen Behrens schaffte es Trio 1982 in nahezu alle Charts, in Europa und in Übersee. Alle Welt stammelte "Da, Da, Da". Der neue deutsche Da-da-Ismus schlug ein wie eine Bombe, 13 Millionen Platten wurden weltweit verkauft. Es ist gut möglich, dass dieser Erfolg ohne Peter Behrens gar nicht machbar gewesen wäre.

Weil alles so schön war, folgten weitere einschlägige Trio-Hits: "Anna - lassmichrein lassmichraus", "Bum bum", "Herz ist Trumpf", "Turaluraluralu - Ich mach BuBu was machst du?". Die Jungs von Trio wurden Millionäre.

 

Kein Trio mehr

 

Das ging bis 1986, dann wurde Trio aufgelöst, und jeder ging seines Weges. Remmler und Krawinkel machten Solokarrieren und kassierten für zahlreiche Trio-Coverversionen Tantiemen, doch Behrens ging leer aus. Zwar versuchte er noch, die beiden anderen zu überreden, ihn zu beteiligen, weil doch "sein Rhythmus so ungemein wichtig ist für die Trio-Songs" ("Die Welt"), doch sie ließen ihn abblitzen. Der Abstieg des kleinen Trommlers begann.

In seiner 2013 erschienenen Autobiografie schildert Behrens unverhohlen seinen Absturz mit Alkohol, Kokain, Heroin, Haschisch. Seine Solo-Singles floppten, auch andere Projekte scheiterten. Stur und faul sei er gewesen. Irgendwann war alles Geld verbraucht und er fix und fertig. Er lebte in Wilhelmshaven von Hartz IV - und dem, was ihm Freunde pumpten - über einer Kneipe und musste nur die Treppe runter gehen... Manchmal kam er nicht mehr richtig wieder hoch. Zuletzt bekam er eine Rente von 300 Euro.

 

Drei Schlaganfälle

 

Vor einigen Wochen sagte Peter Behrens zu "Bild": "Ich hatte 2015 drei Schlaganfälle. Im März, im September und zuletzt im Dezember. Ich mache jetzt eine Reha, um wieder richtig sprechen zu lernen. ,Da, da, da' kann ich schon wieder fließend sagen..."

Vergangene Woche wurde Peter Behrens in eine Wilhelmshavener Klinik gebracht. Nach einem Nierenversagen lag er Tage im Koma. Eine Blutwäsche half nicht. Das Ende wurde von einer Lungenentzündung und einer Blutvergiftung eingeleitet.

Zu den ehemaligen Freunden von Trio hatte er die letzten Jahre keinen Kontakt mehr. 2014 war Gitarrist Kralle Krawinkel mit 66 Jahren an Krebs gestorben - Stephan Remmler (69), der in der Schweiz und auf Lanzarote lebt, hatte es laut Behrens (zu Bild), "nicht mal für nötig" befunden, "zur Beerdigung unseres dritten Kollegen Kralle zu kommen. Das nehme ich ihm schwer übel."

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