Transparenz mit solistischen Pointen
Philharmonisches Stühlerücken: Wie angekündigt, versucht das Orchester, die misslichen akustischen Verhältnisse im Gasteig zu mildern. Die Hubpodien sind herunter gefahren, man sitzt nahezu eben. Links vom Dirigenten befinden sich die Kontrabässe, gegenüber die Celli, die Blechbläser rechts von den übrigen Kollegen abgesetzt, die Hörner geradeaus im Blickfeld des Maestro.
Die ersten Eindrücke von einem Mittelplatz in Block H machen Mut, weitere Experimente zu wagen. Der Klang wirkt entzerrt, transparenter als zuvor. Lediglich der Flügel, von Alice Sara Ott im G-Dur-Konzert von Ravel überraschend behutsam traktiert, hörte sich ein wenig dumpf an. Lorin Maazel und seine Solistin nahmen die diversen Hinweise des Komponisten ernst, der das Stück ohne dramatische Überschwänglichkeit im Sinne Mozarts musiziert haben wollte. Man kann das auch anders sehen, aber insgesamt gelang dann doch eine außerordentlich schlüssige Aufführung.
In Strawinskys „Pétrouchka” gab Lorin Maazel den vielen solistischen Pointen ausgiebig Raum, den die Philharmoniker prächtig nutzten. Ein Extralob an die von Guido Segers angeführte Trompeten-Gruppe. Faurés „Pelléas et Mélisande” erklang stilistisch untadelig, aber auch ein wenig statisch. Ungewöhnlich für ein Abonnenten-Konzert gab es am Schluss sogar eine Zugabe: „La Valse” von Ravel – hinreißend brillant präsentiert.
Etliche leere Plätze in der Philharmonie signalisierten, dass die Münchner ein derartiges Programm nicht allzu sehr mögen. Wer nicht gekommen war, hatte etwas versäumt.