Streit um Xavier Naidoo: Deshalb zog der NDR wirklich zurück
Die Posse um die Nominierung und wenig später den Rauswurf von Xavier Naidoo als deutschen ESC-Kandidaten geht weiter. Jetzt kommen die Gründe für den Rückzieher des NDR ans Licht.
Hamburg – Antisemitismus, Homophobie, Nähe zu Verschwörungstheorien: Aufgrund dieser Vorwürfe gegen Xavier Naidoo ist vielen Deutschen die eigenwillige Nominierung des Sängers als Kandidat für den Eurovision Song Contest 2016 isauer aufgestoßen. Ein massiver Sturm der Kritik im Netz und in den Medien war die Folge.
Doch offenbar war es nicht nur der öffentliche Gegenwind, der den NDR wenige Tage nach der Überraschungs-Nominierung für Stockholm zum Rückzieher bewegte.
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, seien rund 40 Mitarbeiter des Senders, viele davon in leitenden Positionen, für das Umdenken verantwortlich. Laut dem Bericht verfassten sie nach der Nominierung einen Brandbrief an die Verantwortlichen. Darin soll es unter anderem heißen: "Wir fest angestellte Redakteure und Redakteurinnen des Bereichs Zeitgeschehen und Kultur und Dokumentationen haben die Entscheidung mit Unverständnis und Fassungslosigkeit aufgenommen."
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Weiter hätten sie Xavier Naidoo in dem Brief eine Frist gesetzt, seinen Antritt freiwillig zurückzuziehen. Geendet haben soll der Brief mit den Worten: "Diese Entscheidung beschädigt das Ansehen der ARD und damit unser aller Arbeit nachhaltig."
Dem freiwilligen Rückzug kam der NDR wohl offenbar zuvor. Bereits am Samstag hatte NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber bekannt gegeben, dass der viel kritisierte Superstar doch nicht für Deutschland in Stockholm antreten werde.
Naidoo selbst hatte sich nach der Entscheidung des NDR auf Facebook geäußert: "Wenn sich nun kurz nach unserer vertraglichen Einigung mit dem NDR und dem Abschluss aller Vorbereitungen die Planungen der ARD durch einseitige Entscheidung geändert haben, dann ist das ok für mich." An seiner Leidenschaft für die Musik ändere dies nichts und auch sein "Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander" werde dadurch nicht gebremst.
Derzeit soll der Sender an einem Konzept für einen ESC-Vorentscheid arbeiten.