Streit bei der Biermösl Blosn

Die Deutsche Umwelthilfe vergisst den vierten Well-Bruder
von  Robert Braunmüller
Der Musiker Hans Well.
Der Musiker Hans Well. © imago stock&people

"Der Kabarettist Gerhard Polt und die musizierenden Brüder Christoph, Michael und Karl Well stehen seit über 40 Jahren für gesellschaftskritische Kleinkunst, die weit über die bayerische Sprachgrenze und musikalischen Genre-Grenzen hinaus Wirkung entfaltet", schreibt die Deutsche Umwelthilfe auf ihrer Webseite. Sie hat die Brüder vor einigen Tagen in Berkin für ihr Lebenswerk mit dem Umwelt-Medienpreis geehrt.

Das kommt nicht unverdient. Der Kenner mag sich allerdings fragen: Wieso wird der Name Biermösl Blosn in der Laudatio so merkwürdig umgangen? Und fehlt da nicht Hans Well, der für die kritischen Texte über die Atomkraft oder das Dosenpfand verantwortlich war? Und somit dafür, dass die Brüder "so manchen Eklat" provozierten, wie es in der Laudatio heißt.

Die Biermösl Blosn hat sich 2012 aufgelöst. Ein Jahr später brachten die Brüder konkurrierende Band-Biografien heraus - was an sich schon alles sagt. Christoph, Michael und Karl Well treten seit einiger Zeit als Wellbrüder aus'm Biermoos mit Polt auf - ohne Hans Well.

Der zeigt sich in einer Mail an die AZ verärgert. Laut seiner Darstellung war er bei der Preisverleihung sogar in einem Video zu sehen.

"Seine Ex-Kollegen und Neu-Kollege Karl nahmen die Ehrung für 40 Jahre Umwelt-Engagement trotzdem mit Würde und Brüderlichkeit anstelle des nicht präsenten Hans Well entgegen. Wie echte Brüder halt - freilich ohne dessen Engagement zu erwähnen", schreibt er. "Sauberne Brüder, denkt sich da jetzt mancher! Und: Wer ist mit dieser Ehrung geehrt: Die Deutsche Umwelthilfe, Gerhard Polt, die Biermösl Blosn oder die Wellbrüder aus dem Biermoos? Vermutlich niemand!".

Naja, beim Lebenswerk-Preis für 40 Jahre Engagement spricht - vorsichtig gesagt - schon einiges dafür, dass alle Well-Brüder einschließlich Hans gemeint sind. Insofern ist sein Ärger verständlich. Wir möchten uns an dieser Stelle trotzdem nicht in Familienangelegenheiten einmischen. Aber als Kulturredaktion appellieren wir aus künstlerischenwie politschen Gründen: Vertragt's euch wieder! Das nach rechts gerückte Bayern braucht euch nämlich.

Update: Die Deutsche Umwelthilfe verleiht Hans Well den Medienpreis für sein Lebenswerk und 40 Jahr Politsatire nachträglich zu seinen Brüdern. "Gottlob nicht posthum!", sagt Hans Well dazu.

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