Stephan Braunfels will sich in den Architektenwettbewerb klagen

Stephan Braunfels ist beim Wettbewerb um den Konzertsaalneubau ausgeschieden. Nun will er klagen
Robert Braunmüller |
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Ein streitbarer Geist: der Architekt Stephan Braunfels
RBR Ein streitbarer Geist: der Architekt Stephan Braunfels

MÜNCHEN - Als Student hat er vorgeschlagen, einen Konzertsaal am Altstadtring zu errichten. Später brachte er die Residenzpost ins Gespräch. Er setzte sich für eine Rekonstruktion und die Erweiterung von Klenzes Marstall für die Konzerte des BR-Symphonieorchesters ein. Zuletzt sprach er sich gegen den beschlossenen Neubau im Pfanni-Gelände aus und plädierte für eine Philharmonie an der Stelle des Landwirtschaftsministeriums.

Der Architekt Stephan Braunfels beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit der Konzertsaalfrage. Beim Planungswettbewerb für den geplanten Neubau im Kunstpark Ost hinter dem Ostbahnhof ist er in der Vorrunde ausgeschieden. „Mit Ihrer Bewerbung haben Sie insgesamt 260 Punkte von 300 möglichen Punkten und damit den 21. Rang erreicht. Die letzte Bewerbung, die sich qualifiziert hat, belegte Rang 13 (mit 268 Punkten)“, teilte ihm das Staatliche Bauamt mit. In der Endrunde, an der sich 35 Büros beteiligen dürfen, ist er nicht mehr dabei.

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Der Realisierungswettbewerb wird als nichtoffener Wettbewerb durchgeführt. Über 200 Büros aus 18 Staaten bewarben sich um eine Teilnahme. Aus diesem Bewerberkreis hat der durch die Staatliche Bauverwaltung vertretene Freistaat mit Hilfe eines Gremiums nach einem Punktesystem 29 Teilnehmer ausgewählt. Sechs bekannte Büros waren bereits zum Zeitpunkt der Bekanntmachung durch den Auslober gesetzt und öffentlich benannt.

Braunfels kündigte gestern im Büro seines Anwalts an, er werde diese Entscheidung gerichtlich anfechten. Er wollte allerdings nicht ausschließen, bei der Bewerbung ein wenig geschlampt zu haben: Er habe nur eine Stunde für das Ausfüllen des Formulars aufgewandt.

Den Architekten wurmt, dass nur der Architekt durch einen Wettbewerb ermittelt wird, nicht aber der Akustiker. Der stehe bereits fest: Yasuhisa Toyota, der auch den Klang der Elbphilharmonie verantwortet, soll den Auftrag erhalten. Eine Ausschreibung sei nicht nötig, da der Bau vom Staat auf eine kürzlich errichtete Stiftung übergehen soll.

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Hier wittert Braunfels eine Intrige: 2010 wurde unter Berufung auf ein Gutachten Toyotas der Marstall als Standort fallengelassen, obwohl der Japaner lediglich behauptet haben soll, dass sich Klenzes ehemalige Hofreitschule nur für einen Saal in Schuhschachtelform eigne. Der Japaner soll über die Falschdarstellung seines Gutachtens sehr empört gewesen sein. Er zog laut Braunfels seinen Protest zurück, nachdem ihm die Akustikplanung eines an anderer Stelle zu planenden Konzertsaals zugesprochen worden sei.
Braunfels streitet seit Jahren mit dem Freistaat über ausstehende Honorare für die Pinakothek der Moderne. Mit dem Bund ist er wegen Außenständen im Zusammenhang mit dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestags im Clinch. Er habe dafür sein Haus in Potsdam und Teile seiner Kunstsammlung verkaufen müssen. „Ich verliere gerade mein Vermögen“, sagt er.

Warum will sich Braunfels trotz des ganzen Ärgers unbedingt noch einen öffentlichen Bau ans Bein binden? Und wieso will er einen Konzertsaal im Werksviertel planen, obwohl er den Standort für falsch hält. „Ich möchte einen tollen Konzertsaal bauen, egal wo er steht“, lautet seine Antwort. Braunfels brennt für dieses Thema. Ob er gut beraten ist, sich in den Wettbewerb hineinzuklagen, ist eine andere Frage.

 

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